Seelensachen Nr. 28.1 *Wendepunkt *

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Gerade sitze ich im Zug nach München, denn ich habe eine Einladung zu einen Blogger-Dinner.

Es ist Freitag und ich habe dir heute eine Frage bei #diefreitagsfragerei gestellt, bei der ich sehr lange nachgedacht habe, ob ich sie so stellen möchte und kann.

Bis jetzt war ich nämlich immer darauf bedacht, dass die Antwort, die von dir dann kommt, eher in die positive Richtung abzielt und dich nicht eventuell mit der Nase auf etwas Schwieriges in deinem Leben stößt und dich so möglicherweise zu sehr aufwühlt.

Aber mein Bauchgefühl hat mir gesagt: „Los, trau dich!“ und das habe ich gemacht.

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#diefreitagsfragerei

„Was war ein Wendepunkt in deinem Leben?“, lautete sie und ich bin mir stark bewusst, was diese machtvolle Frage bedeutet.

Denn Wendepunkte im Leben haben zuerst ganz oft so gar nichts Positives an sich. Sie kommen oft plötzlich, mit Gewalt und du hast oft so gar keine Chance, dich langsam mit ihnen anzufreunden.

Oft stecken einschneidende Erlebnisse dahinter:  die Diagnose einer bedrohlichen Krankheit, der Verlust eines nahestehenden Menschen, Trennung vom Partner, andere heftige Beziehungsenttäuschungen oder auch unverschuldetes in Not-Geraten.

Ihr antwortet gerade auf Instagram und habt genau solche Erlebnisse für mich, von denen ihr mir erzählt.

Wirklich heftig und vor allem, wenn man das in dieser geballten Form liest, kann es einem ganz anders werden.

Wendepunkt

Plötzlich ist nichts mehr so wie es war und du musst trotzdem damit zurechtkommen. Dir wird der Boden unter den Füßen weggerissen, du befindest dich im freien Fall oder in tiefster Dunkelheit.

Das Ganze ist auch nicht nach ein paar Minuten oder Stunden ausgestanden, sondern du musst damit leben und weißt auch nicht, wann und ob es mal wieder anders wird.

Was man beim Thema Wendepunkt allerdings nicht vergessen werden darf, ist, dass diese heftigen Erfahrungen genau das sind, was uns zu den Menschen macht, die wir sind und dass gerade diese Erlebnisse dazu führen, uns wachzurütteln und unserem Leben nochmal eine ganz andere Ausrichtung geben können.

Wendepunkte hatte ich sogar mehrere in meinem Leben, also einschneidende Erlebnisse, die meinem Leben eine ganz neue Richtung gegeben haben.

Mit dem Verlust von geliebten und nahestehenden Menschen musste ich mich schon mehr als einmal auseinandersetzen und auch die Geburt der Mädels, vor allem, als wir von drei auf fünf gewachsen sind, dazu der Hausbau und der Umzug in einen neuen Ort, waren auch nicht zu verachten.

Mein erster Wendepunkt

Ein Wendepunkt, der gar nicht so einschneidend war, allerdings richtig Einfluss auf mein Leben genommen hat, war der Wechsel in die fünfte Klasse. Damals war das mit den Schulformen noch anders: nach Klasse 4 gingen die Kinder aufs Gymnasium oder sind eben erst mal auf der Hauptschule geblieben. Realschule war erst ein Thema für Klasse 7.

Ich blieb damals auf der Hauptschule –  Gymnasium? Undenkbar, mit der Note drei, die sich durch mein Zeugnis zog. Die Einsen in Musik und Religion mal außer Acht gelassen ;-))))).

Ich wechselte nicht nur die Klasse, sondern auch das Schulgebäude und wurde komplett aus meinem gewohnten Umfeld gerissen, musste mich also auch noch auf völlig neue Mitschüler und Lehrer einstellen.

Genau das war dann aber das große Geschenk, denn ich konnte bei „Null“ anfangen und habe auch den perfekten Klassenlehrer bekommen. Dieser wusste von der extremen Umstellung und hat sich endlich die Zeit genommen, mich bewusst zu sehen  und mir so einen extrem guten Start in der neuen Klassengemeinschaft ermöglicht.

Gesehen werden

Ein Knoten ist in mir geplatzt und ich habe endlich mein Potential entfaltet. Meine Noten wurden so viel besser, dass mir selbst die Hauptfächer gar keine Probleme mehr bereiteten und ich den anderen sogar ganz viel helfen und erklären konnte.

Dieser Mann hat, ohne dass er es ahnte, so viel bei mir bewegt und mich so auch für die nächsten, ganz schwierigen, Teenagerjahre gestärkt. Denn zwei Jahre später, ich war gerade 12 Jahre, ist meine Oma (die zentrale Bezugsperson in meinem Leben!!) gestorben und das Loch, in das ich dadurch gefallen bin, war kilometertief.

Aus heutiger Sicht weiß ich, dass ich damals schon Depressionen hatte, diese wurden allerdings nie offiziell diagnostiziert und dass ich mich wieder aufgerafft habe, hatte wohl damit zu tun, dass ich mich in einen leistungsorientierten Menschen verwandelt habe.

Über Leistung definieren

So konnte ich die Ängste vor allem und jedem im Zaum halten, mich der Gesellschaft anpassen und irgendwie, in irgendeiner Form, auch „leben“ (wenn man das so nennen mag).

Ich hatte ein Lebensziel:  ich wollte gut sein, in dem was ich tat, gut allein zurechtkommen, aber eben auch Familie und Kinder haben, um den Mangel, den ich als Kind so gespürt habe, zu füllen und Familie so zu leben, wie ich mir das als Kind gewünscht hätte.

Das hat alles gut funktioniert, sogar um einiges früher, als es mein Masterplan vorgesehen hatte (gell, Fräulein Alltagsfeierin, du mein größtes, ungeplantes und deshalb um so perfekteres Geschenk ;-))))))) und meine Auffassung von „leben“ ging weiter.

Richtig gut ging es mir allerdings damit nicht: große Phasen einer nicht greifbaren Verzweiflung, dazu immer Zukunftsängste und das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Auch habe ich immer mit meiner Mutterrolle gehadert, also in der Form, dass ich das Gefühl hatte, viel zu wenig zu geben und vieles falsch zu machen.

Auch hier habe ich mich wieder auf Leistung und das Schaffen einer finanziellen Sicherheit ausgerichtet. Leisten, leisten, leisten, immer mehr und trotzdem konnte ich mich gar nicht entspannen.

Einfach mal nur sitzen und gucken? Unvorstellbar! Eine schlechte Note bei meinen Töchtern? Schon habe ich mich dafür zerfleischt und die schlimmsten anzunehmenden Zukunftsvisionen in Gedanken entwickelt……..

Nach außen hin hat wohl alles ziemlich perfekt gewirkt, denn die Maske saß bombenfest.

Aber dann…….

Mein großer Wendepunkt begann im September 2012. Ich war 36 Jahre, wir waren gerade vom Urlaub am Bodensee zurück. Der Mount Wäsche wurde noch von mir erledigt und dann ging NICHTS mehr. Ich habe mich ins Bett gelegt, konnte nicht mehr sprechen, nur die Gedanken in meinem Kopf haben mich niedergeprügelt. Was sie so vom Stapel gelassen haben, kannst du hier nachlesen.

Drei Tage ging das so, dann habe ich mich wieder zusammengerissen, der Göga wollte mit den Ladies zum Papa-Kind-Zelten fahren , also eigentlich nicht, weil er mich nicht allein lassen wollte….aber ich bin dann wieder in den Modus „Funktionieren“ zurück, habe sie auf Reisen geschickt und versucht, zu funktionieren.

Das funktionierte dann auch irgendwann wieder und in den Jahren 2013 und 2014 waren monatelange Klinikaufenthalte notwendig.

Es sollte noch gute vier Jahre dauern und eigentlich stecke ich noch immer in diesem Prozess, aber das war mein richtig großer Wendepunkt, der mich schlussendlich zur Alltagsfeierin und mich mit mir ganz persönlich bekannt gemacht hat.

Denn so sehr bei mir, so sehr das Gefühl: „Das bin also ICH!“, hatte ich noch nie zuvor.

Es hätte auch ganz anders ausgehen können, denn auch in dieser Zeit, also seit 2012, ist noch so Vieles passiert, das mich immer wieder zum Schleudern, Fallen und Abstürzen gebracht hat.

Aber, und das ist wohl auch DER PUNKT: das Fünkchen Hoffnung, das in mir brannte, erlosch nie ganz und ein Klimmen war immer erkennbar.

Du hast die Wahl

Mir sind seit damals so viele Menschen begegnet und ich habe ganz oft die Chance bekommen, auch hinter die Fassade gucken zu dürfen und zu sehen, wie diese Personen mit Wendepunkten in ihrem Leben umgehen/ umgegangen sind.

Es geht um die Wahl, liegen zu bleiben oder sich weiter zu schleppen. Darum, ob du die steinigen Umwege akzeptierst oder ob du aufgibst. Ob du noch die Kraft hast, ein „jetzt erst recht“ zu formulieren oder ob eine außenstehende Person erkennt, dass hier wirklich ein Eingreifen von außen von Nöten ist.

Auch hier hast du das letzte Wort und kannst dich wehren.

Ich erinnere mich an Phasen, an denen ich zu einer Freundin gesagt habe: „Ich kann nicht mehr, ich halte es keine Sekunde mehr aus, in mir in mir zerrt und reißt etwas pausenlos und alles zerfällt immer mehr!“

Sie war dann einfach da (und nicht nur sie) und hat dieses Gefühl zusammen mit mir ausgehalten. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat……..

Auch gut war es, dass meine Familie offensichtlich gar nicht so viel davon mit ansehen musste. Auch hier war es die beste Entscheidung, die übrigens auch Jahre gedauert hat, bis sie fallen durfte, mich mal komplett aus meinem Umfeld rauszuziehen.

Was kann ich dir jetzt noch mit auf den Weg geben, vor allem, wenn du vielleicht ganz am Anfang von so einem Wendepunkt stehst?

Du bist wichtig und richtig!

Du darfst trauern und dir die Zeit nehmen, die du dafür brauchst, wenn du einen wichtigen Menschen in deinem Leben gehen lassen musst. Es gibt hier kein „Richtig“ oder „Falsch“. Denke aber bitte auch daran, ob dieser Mensch das so gewollt hätte, dass du ein Stück mitstirbst oder ob er nicht lieber gewollt hätte, dass du dich aufrappelst und quasi für ihn das Leben so richtig feierst, weil es feiernswert ist.

Du darfst wütend sein, wenn ein Mensch dich so richtig enttäuscht, dich fallen lässt oder dich nach Strich und Faden verarscht! Dosiere deine Wut aber gut, richte sie nicht gegen dich und sei auch zu stolz, etwas heimzahlen zu wollen. Diese geballte Aufmerksamkeit hat dieses Gegenüber nämlich gar nicht verdient !

Du hast die Wahl!

Du darfst frei entscheiden, wie du mit den Dingen umgehst und wieviel Raum du negativen Gedanken gibst. Ich finde auch, dass du solchen Gefühlen auf den Grund gehen solltest, denn du hast sie nicht ohne Grund ;-))))).

Ganz schwierig ist es, wenn du an einer ernsthaften Erkrankung leidest oder auch mit einer chronischen Erkrankung zurechtkommen musst. Hier finde ich: weniger ist mehr, ich habe mich damals auf klitzekleine Glücklichmacher konzentriert und mir diese bewusst gemacht. Es braucht Zeit und ganz oft zählt einfach „Atmen reicht“.

Auch einen Menschen in solch einer Phase zu begleiten, ist eine riesengroße Herausforderung. Such dir so viel Hilfe, wie du bekommen kannst, sei einfach da und auch nur klitzekleine Gesten sind ein großes Geschenk.

Weißt du, was das Supertolle ist? Wenn sich jeder Mensch nur ein bisschen um einen einzigen anderen Menschen kümmert, dann hat jeder ein Gegenüber, das für ihn da ist. Mehr braucht es auch gar nicht.

So, zu guter Letzt:

DU HAST DIE WAHL!!!!!!

Und ich wünsche dir, dass du die für dich richtige Wahl triffst und du aus einem Wendepunkt wie ein Phönix aus der Asche steigst.

Oft bekomme ich das von Einzelnen auch mit und ich feiere das so sehr.

Etwas ganz Wichtiges zum Schluss

Es kann auch passieren, dass man nicht alleine aus so einem Tiefpunkt herauskommt. Wenn du das spürst und gar keinen Ausweg mehr siehst, dann bitte ich dich von Herzen, dich an professionelle Stellen zu wenden.

Wenn es akut ist, zögere nicht und kontaktiere eine dieser Nummern und das lieber einmal zuviel als einmal zuwenig:

Bundesweite Hilfs- bzw. Beratungsangebote für akute Krisensituationen:

Ärztlicher Bereitschaftsdienst (Notarzt): Tel. 116 117.
24 Stunden Bereitschaftsdienst, Hausbesuche. Der Allgemeinarzt kann vor Ort Medikamente geben und falls nötig, die Einweisung in eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie veranlassen. www.kbv.de

Telefonseelsorge: Tel. 0800 – 111 0111 oder 0800 – 1110222
Anonyme, kostenfreie Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit: www.telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“: Tel. 0800 – 111 0333
Anonyme, kostenfreie (erscheint nicht auf der Telefonrechnung) Beratung von Montag bis Samstag von 14.00 bis 20.00 Uhr, Online-Beratung per E-Mail möglich. Elterntelefon Tel. 0800 – 111 0 550. www.nummergegenkummer.de

(Quelle: https://www.br.de/radio/bayern2/psychischer-notfall-hilfe-bei-seelischen-krisen-100.html)

Wenn dieser Artikel erscheint, bin ich mit meinen Syltglück-Ladies in Spanien und wir lassen es uns gut gehen.

Das wünsche ich dir auch: sorge gut für dich und lass es dir gut gehen, denn du hast die Wahl!

Dienstagsfeierliche Grüße

 

Bettina

P. S. Seelensachen gibt es inzwischen schon so ein paar, hier kannst du mal gucken, was sonst noch so für dich dabei ist.

P. P. S. Hast du das 28.1 entdeckt? Es wird nächsten Donnerstag nämlich noch ein 28.2 geben und was es damit auf sich hat, verrate ich dir dann……Hier geht’s zum Wendepunkt 28.2, da übernimmt die Herzensfreundin das Wort…

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4 Kommentare

  1. Oh Bettina,

    jetzt sitze ich hier in der Firma zwischen Bestellungen raus schicken und ruhe, bis das 7 Personen Büro füllt und einem ersten Kaffee und lese deinen Beitrag, habe Tränen in den Augen und fühle mich irgendwie zwischen den Zeilen und einiges an Ähnlichkeit ertappt. Puh…. das muss ich sacken lassen und wirklich über mich nachdenken und etwas in 2019 ändern. 2018 war nicht mein Jahr. Aber ich bin froh und Dankbar, das ich DICH persönlich in 2018 kennenlernen durfte und unsere kurzen ehrlichen Gespräche das gab mir sehr viel.

    Liebe Grüße
    elke von elke.works

  2. Ein sehr interessanter und hilfreicher Beitrag! Vielen Dank! Ich bin vermutlich gerade an so einem Wendepunkt und hätte es ohne deine Geschichte gar nicht gemerkt. Jetzt hat meine so schwer zu ertragen der Situation ein ganz anderes Gesicht für mich. Ganz lieben Dank!

Kommentare sind geschlossen.