Seelensachen Nr. 26 * Werte vs. Normen *

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Letzten Freitag habe ich euch bei #diefreitagsfragerei folgende Frage  über das Thema „Werte“ gestellt:

Was fällt dir zum Thema „Werte“ ein?

Ich stelle diese Fragen ja meistens, weil ich selbst darüber gerade nachdenke und/oder weil das Thema auch in meinem eigenen Umfeld dran ist.

Bei mir in der Straße wohnt z. B. ein Nachbar, der sich über alles und jeden aufregen kann. Ganz oft bekomme ich diese Unterhaltungen oder auch Auseinandersetzungen live mit, da sie direkt vor unserem Haus stattfinden und er ein lautes und fensterdurchdringendes Organ hat.

Von „Werteverfall“ ist da die Rede und natürlich auch von: „Früher war alles besser!“, „Die Regierung, da müsste man mal so richtig durchgreifen….!“, keine Parolen werden da ausgelassen.

Auch gab es in meinem Umfeld öfters die Aussagen: „Das wird so erwartet.“ und „Das macht man so!“ und oft habe ich auch ganz speziell nachgefragt, wie es (gesellschaftlich) so gehandhabt wird.

Oft bekomme ich mal den Unmut von anderen mit, die enttäuscht sind, wie ihre Mitmenschen so reagieren und/oder wundern sich darüber.

Den eigenen Unmut von mir natürlich auch, denn so ein Pubertinchen-Haushalt bietet da auch einiges an Potential. Generell das Leben mit anderen auf engem Raum, #ichmeinjanur so……..

So kam es zu meiner Fragestellung.

Ich habe mir eure Antworten alle durchgelesen und auch durch den Kopf gehen lassen. Ich danke euch für diesen wunderbarer Input. Außerdem habe ich mich mit meinem Fräulein Alltagsfeierin darüber unterhalten und auch sie hatte mir dazu so einiges zu sagen.

Zuallererst finde ich es wichtig, den Begriff „Werte“ einmal zu definieren:

Werte sind Lebensinhalte, Handlungsziele, Sinndeutungen, die Individuen, eine Gruppe, eine Schicht, oder die ganze Gesellschaft für erstrebenswert halten.  Man unterscheidet zwischen materiellen, vitalen, geistigen, sittlichen und religiösen Werten. (Quelle ZUM.de)

Unsere persönlichen Werte geben unserem Handeln also eine Richtung und dienen bei uns oft auch (unbewusst) als Grundlage, wie wir selbst behandelt werden möchten.

Wie entwickeln sich die persönlichen Wertevorstellungen?

Auch darüber habe ich nachgedacht, denn wenn du dich näher mit dem Thema beschäftigst und versuchst, mal die einzelnen Werte beim Namen zu nennen, dann wird es dich schier umhauen ;-)))).

Aus der Freitagsfragerei habe ich mir mal nur die von euch genannten Werte zusammengeschrieben:

Achtsamkeit, Entgegenkommen, Geduld, Freundlichkeit, Kommunikation, Authentizität, Treue, Großzügigkeit, Verlässlichkeit, Integrität, Loyalität, Respekt, Höflichkeit, Kompromissbereitschaft, Empathiefähigkeit, Vertrauen, Konsequenz, Rücksichtnahme, Verständnis, Nächstenliebe, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Gleichberechtigung, Verantwortung…….

Beim Suchen im Netz bin ich dann auf diese Sammlung gestoßen und das sind locker mal 1200 Begriffe bzw. Synonyme, welche alles Werte ausdrücken.

Was für eine Menge und damit komme ich dann ziemlich schnell auf den Punkt: bei dieser Vielzahl an lebbaren Werten habe ich garantiert ein ganz persönliches Ranking.

Deine wichtigsten persönlichen Werte

Deshalb frage ich dich und antworte bitte aus dem Bauch heraus: „Welche drei Werte findest du persönlich wichtig?“

Zur Unterstützung findest du hier ein PDF mit Werten, das du dir ausdrucken und dann damit arbeiten kannst:

Werte-Übersicht, diealltagsfeierin.de

Am besten notierst du sie dir einmal. Wenn dir das zu schwer fällt (so wie mir ;-))), dann schreibe dir auf, welches Verhalten deiner Mitmenschen du am wenigsten leiden kannst.

Bei mir sind das: Rücksichtslosigkeit, Verlogenheit (Windbeuteltum…..also wenn sich wer umso einiges besser macht, als er ist ;-))))  und Machtspiele. Im Umkehrschluss sind dann wohl meine Werte, die mir wichtig sind: Rücksichtnahme / Empathie, Authentizität und Gleichberechtigung.

Diese bevorzugten und am stärksten von mir gelebten Werte kommen aus meiner persönlichen (Vor-)-Geschichte und auch dem Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin oder in dem ich mich bewege.

Wie schon erwähnt, fallen diese bei jedem anders aus und deshalb kommt es, glaube ich, in unserer Gesellschaft oft zu Missverständnissen oder Aussagen wie: „Ich habe das Gefühl, dass alle Werte verfallen, auf Werte wird kein Wert mehr gelegt.“

Denn was du an die erste Stelle setzt, rangiert bei deinem Gegenüber unter Umständen recht weit unten. Einfach aus seiner Vergangenheit heraus. Das zu wissen, bringt mir gedanklich eine gute Entlastung und so kann ich ihm vielleicht auch wertfrei gegenübertreten.

Normen

Kommen wir jetzt noch zu einem anderen Bereich, nämlich dem Begriff „Normen“.

Normen sind Regeln, Maßstäbe, die von einer Institution oder Gruppe zur Verhaltenssteuerung an ihre Mitglieder herangetragen werden. Die Einhaltung der Normen ist verbindlich , wird sanktioniert oder belohnt.
Normen wollen Hilfen für verantwortliches Handeln bieten und die Gewissensentscheidung des Einzelnen erleichtern. Normen ermöglichen erst ein geordnetes Zusammenleben der Menschen.

Beispiel für Normen sind: Technik: z.B. Deutsche Industrienorm DIN, ISA , Politik: Demokratie, Recht: Gesetze, Religion: Dekalog ( Zehn Gebote), Soziales: Gruppenverhalten, Ethik: Frage nach sittlich gutem Handeln: zB. Tötungsverbot, Wirtschaft: Ökonomie, Personalführung , Sport: Regeln

(Quelle: ZUM.de)

Normen sind allerdings auch wandelbar, insbesondere wenn diese aus Traditionen entspringen, kann es gut sein, dass sie nicht mehr zeitgemäß sind und den jeweiligen gesellschaftlichen Lebensweisen angepasst werden müssen.

Das ist mir z. B. aufgefallen, als eine Antwort von euch die nachlassende Pünktlichkeit oder auch das Achten auf die Groß- und Kleinschreibung als Beispiel genannt wurde. Hier habe ich mich mal nach dem „Warum“ gefragt und bin da für mich auf die Globalisierung und unsere schnelllebige Zeit gestoßen. Englisch ist bei vielen von uns heute einfach jeden Tag präsent und teilweise wird von uns sogar erwartet, dass wir in den Firmen hin und her switchen (;-)))))) denglisch erster Güte). So habe ich das in meiner Firma früher erlebt.  Sprache, in Wort und Schrift, hat sich schon immer verändert und das wird sie auch weiter tun. Wir empfinden das allerdings oft als einfach viel zu schnell.

Genauso betrifft das auch die Pünktlichkeit: Smartphone und das Allzeit-Erreichbarsein machen uns auch das Absagen ziemlich einfach, bieten aber wiederum auch eine große Entlastung und Flexibilität, die stark in unserem aktuellen Leben gefordert ist.

Normen vs. Werte

Hier glaube ich, dass oft eine Vermischung von beidem stattfindet. Normen liegen den Wertevorstellungen der jeweiligen Gesellschaft zu Grunde, d. h. dass es hier auch oft kulturelle Unterschiede gibt und es so zu Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen Kulturen kommt.  Anderes Land – andere Gesetze…….andere Prioritäten, weil auch andere Themen einfach aktuell und wichtig sind.

Wichtig finde ich, dass man sich den  jeweiligen Normen der Gesellschaft, in der man gerade lebt, anpasst, allerdings auch als Gesellschaft die Sorge  dafür trägt, seinem Gegenüber entgegen zu kommen. Gut,  dazu lässt sich jetzt ein ganz neues Fass aufmachen ;-)))), ich lasse das (vorerst) erst mal geschlossen ;-))).

Okay, ein minikleines Beispiel habe ich für dich: meine Mom hat sich früher um Asylanten ehrenamtlich gekümmert, diese habe ein Care-Paket mit Nahrungsmitteln bekommen, leider nicht mit den Grundnahrungsmitteln, die ihrer jeweiligen Lebensweise entsprochen haben, …….ich weiß, es wäre ein Mehraufwand gewesen, allerdings ein absolut hilfreicher. Das war mir schon als Zwölfjähriger klar….heftig oder, dass ich mich daran noch erinnere…..hoffentlich ist das jetzt anders, ich weiß es nicht.

Also was verfällt denn nun, die Normen oder die Werte ;-)))).?  Vielleicht ist es einfach die Bereitschaft, sich stumpf irgendwelchen Konventionen zu fügen und wir stehen an einem größeren Punkt, an dem sich alles neu sortieren muss. „Bitte“ und „Danke“, finde ich auch wichtig, allerdings das „Danke“ nur, wenn es etwas zu danken gibt. Ja, und auch ich bekomme das Feedback von meinen Mädels, dass ich unter gewissen Umständen in einen Befehlston verfalle und das „Bitte“ vergesse, passt mir nicht, ist aber dann wirklich so……….#authentizität.

Was kann ich tun?

Mir persönlich hat es schon geholfen, mir den Unterschied zwischen Werten und Normen deutlich zu machen. Außerdem hat es mir das Bewusstsein dafür geschärft, wie umfassend das Thema „Werte“ ist, so dass mir das auch den Druck nimmt.

Genauso wenig wie ich genau weiß, welches Wertesystem mein Gegenüber für sich pflegt, kann er das bei mir auch wissen.

Also Leute, wen was an mir stört: über sachliche Kritik freue ich mich ;-))))).

An meine Kinder gebe ich die Werte weiter, die ich für wertvoll erachte, allerdings kann ich mich da auch des Öfteren mal reflektieren, ob es sich hier um Werte oder vielleicht doch (veraltete) Normen handelt.

Denn es gibt immer zwei Seiten einer Medaille und daran denke ich (manchmal und unter Umständen) schon.

Ich finde den Austausch und das Hinterfragen einfach wichtig und finde es auch gar nicht schlimm, wenn ein Gespräch sich einmal damit beschäftigt, welche Werte der Andere wichtig und lebenswert findet.

So habe ich die Möglichkeit, darauf zu achten und ihm/ ihr im Zusammenleben da einen großen Schritt entgegen zu kommen.

Das fällt mir vielleicht auch etwas leichter, da einer meiner wichtigsten Werte die Empathie und das freundliche Miteinander sind.

Also, wenn dich das, was dein Gesprächspartner so vom Stapel lässt, ganz extrem stört, dann bist du deinen gelebten Werten sehr, sehr nah. Das darfst du feiern und am besten auch kommunizieren, denn dann hat der Andere die Chance, die er verdient…….

Werteverfall?

Stecken wir nur in einer Krise und mitten in einem riesengroßen Werteverfall?  Die Ergebnisse der Wahlen und die daraus resultierenden Entscheidungen könnten dafür sprechen.

Allerdings möchte ich mich damit gar nicht beschäftigen, hier meine ich das Bewerten, ob oder ob nicht.

Mir fällt dazu der folgende Spruch/Zitat ein:

Und wenn du das Gefühl hast, dass gerade alles auseinander zu fallen scheint, bleibe ganz ruhig. Es sortiert sich nur neu. (Verfasser unbekannt)

Ich werde weiter meinen alltagsfeierlichen Plan umzusetzen versuchen : die Werte feiern, vorleben und weitergeben, die mir wichtig sind. Klare Stellung zu beziehen, wenn es um Fremdenfeindlichkeit und Andersartigkeit geht und so mit gutem Gefühl durch das Leben zu gehen. Denn mehr liegt nicht in meiner Macht.

Wenn es Werte und Rituale gibt, die meinen Mitmenschen Halt und Freude schenken, mir nicht wirklich weh tun……warum kann ich dann nicht auch mal etwas tun, was nicht unbedingt meine erste Priorität ist….. (Empathie, ich grüße dich …….:-))))).

Leben und leben lassen, nur bei Übergrifflichkeiten, sei es verbal oder körperlich, da ist bei mir die Grenze überschritten und da dürfen die Normen und Gesetze gerne ihres Amtes walten.

Also lasst uns alltagsfeierlich unsere Werte leben, gemeinsam rocken wir das und haben auch Einfluss. Wir dürfen uns da nur nicht verunsichern lassen und auch viele Tropfen füllen ein Glas.

Nehmt die Werte-Frage gerne mal als Diskussionsgrundlage mit zu einem Abendessen oder einem gemütlichen Beisammensein mit Freunden. Ich glaube, das wird ein spannender Abend.

Hast du noch Gedanken und Einwände, lass sie in den Kommentaren da…. ich freue mich.

Ich wünsche dir einen guten Start in den November.

Donnerstagsfeierliche Grüße

 

Bettina

P. S. Hast du Lust auf andere Seelensachen? Hier findest du etwas über Dankbarkeit und hier über Atmen reicht……

 

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