Aufräumen, aussortieren, ordnen, strukturieren, abstauben, putzen, einrichten, umdekorieren und schöne Ordnung – DAS sind meine Lieblingsthemen!
Ich heiße Nina und ich betreibe seit einigen Jahren „aktive Ordnung“ in meinem Leben. Inspiriert wurde ich dabei schon immer von Denise alias Fräulein Ordnung, deren Blog ich als riesengroßes Fan-Girl liebe!
Life is a rollercoaster
Auf der Achterbahnfahrt meines Lebens, das in den letzten Jahren einige spektakuläre Loopings gedreht hat (die ich wirklich nicht gebraucht hätte!), hatte ich Gelegenheit, ein paar Erkenntnisse zum Thema Ordnung zu sammeln, die ich gerne mit euch alltagsfeierlich teilen möchte.
Als ich vor ein paar Jahren anfing, meinen Kleiderschrank zu sortieren und zu optimieren und damit überflüssige Deko aka Staubfänger langsam aber sicher aus meiner Wohnung zu verbannen, stießen meine Mama und ich auf sehr unterschiedliche Lebens- und Ordnungseinstellungen.
Flohmarkt-Schnäppchen-Jägerin vs. Möchtegern-Minimalistin
Meine Mama war eher so der Typ „Jägerin und Sammlerin“, verbrachte gerne viel Zeit beim Stöbern auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden. Sie war immer ganz glücklich und beseelt, wenn sie tolle Schnäppchen machen konnte – bevorzugt bei Markenkleidung oder ähnlichen hochwertigen Dingen, die sie sich niemals zum regulären Preis im Laden gekauft hätte. Sie hat mir nach ihren Shopping-Touren immer stolz gezeigt, was sie erstanden hat. Wir bestaunten die Sachen zusammen und hatten damit ein schönes gemeinsames Ritual.
Ab und zu brachte sie mir auch besondere Deko-Gegenstände mit, die dann bei mir ein Plätzchen fanden. Ich hingegen als hochmotivierte, angehende „Möchtegern-Minimalistin“ entdeckte gerade, dass weniger von allem durchaus mehr sein kann…
So sah ich zwar durch die Anhäufung von Dingen im Haus meiner Eltern eventuell schon ein kleines Problemchen in der Zukunft auf uns zukommen – aber ich sagte nichts dazu, schließlich hatten beide unheimliche Freude an ihren Schätzchen und genügend Platz in ihrem Haus.
Die eine so, die andere so
Während ich hochmotiviert meine aussortierten Kleidungsstücke zum Container brachte und meine gelesenen Bücher über Tauschplattformen im Internet wieder in Umlauf brachte, sammelte meine Mama zahlreiche gebrauchte Heimatkrimis mit schönen bunten Buchcovern an. Ja, sie sammelte sie an.
Sie las sie nicht, dazu hatte sie nämlich „keine Zeit“ und keine (innere) Ruhe. Sie sagte immer, dass sie das später mal macht, wenn sie in Rente ist und viel Zeit hat. Das stimmt mich im Nachhinein unheimlich traurig, denn zwischenzeitlich ist meine Mama nämlich sehr schwer krank geworden und lebt im Pflegeheim. An Bücher lesen oder vorlesen ist leider nicht mehr zu denken.
Die Wendung
Nachdem zusätzlich zur schweren Erkrankung meiner Mama dann auch noch mein über alles geliebter Papa vor vier Jahren ganz plötzlich an gebrochenem Herzen verstarb, fiel der gesamte Besitz an Dingen plötzlich in meinen Zuständigkeitsbereich. Ich übernahm mein großes Elternhaus (über 200 qm, voll unterkellert – seitdem halte ich von Kellern rein gar nichts mehr!), zog dort ein und so holte mich die elterliche Sammelei schneller ein, als ich jemals gerechnet hätte.
Ich begann, das Leben meiner Eltern aufzuräumen. Das ist eine richtig schwere Aufgabe, die mich sehr viel Kraft gekostet hat und teilweise auch heute – Jahre später! – noch beschäftigt.
Darf man das überhaupt?!
Zuerst die Überwindung, überhaupt an die Sachen der Eltern in den Schränken und Schubladen zu gehen. Darin zu kramen. Die Dinge, die ihnen etwas bedeutet haben, dann in Kategorien zu sortieren wie „behalten – weitergeben – entsorgen“ fiel mir im Trauerprozess besonders schwer. Ich konnte mich anfangs kaum im Schlafzimmer meiner Eltern aufhalten, bekam regelrecht Panikzustände. Überall hafteten Erinnerungen und die Erkenntnis, dass mein Vater z. B. seine Brillen nicht mehr – nie mehr! – brauchen wird, war atemraubend schmerzhaft. Der Schmuck meiner Mutter, die Trachtenkleidung der beiden, alles Dinge, die man (bzw. ich) nicht so einfach weggeben kann.
Aber (alles) behalten kam für mich auf keinen Fall in Frage – da war ich schnell sehr klar – ich wollte mich nicht mit dem Besitz meiner Eltern belasten.
Eine Weile lebte ich ganz gut mit einer Art Übergangslösung. Ich packte die Teile, von denen ich mich nicht gleich trennen konnte, in Kisten und stellte sie in den Keller. Wichtig war für mich, dass die Dinge aus dem täglichen Sichtfeld weggeräumt waren, aber irgendwie trotzdem noch da. Es kam dann nach einiger Zeit von ganz allein der Zeitpunkt, an dem ich einen Großteil der Dinge mit gutem Gefühl weitergeben und damit endlich loslassen konnte.
Zeit heilt nicht alle Wunden, aber es wird leichter.
Ich habe die Eheringe meiner Eltern als wichtigstes Erinnerungsstück für mich behalten. Meine Mama kann ihren Ring aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr tragen. So habe ich die beiden Eheringe zu einem Schmuckstück umarbeiten und auf meine Größe anpassen lassen. Die Gravuren konnten erhalten werden und dieser Ring ist etwas ganz Besonderes für mich.
Da muss doch was sein!
Ich erinnere mich, dass ich kurz nach dem Eintritt der Erkrankung meiner Mama im Sommer 2017, während sie auf der Intensivstation im Koma lag, etwas in ihrem Nachtkästchen suchte. Ich weiß nicht mehr genau, was ich gesucht habe – aber ich habe mir so sehnlichst gewünscht, irgendetwas zu finden. Eine Verfügung, was ich zu tun habe, wenn sie nicht mehr selbst über ihr Leben bestimmen kann. Eine Nachricht mit lieben Worten oder einen Brief mit guten Wünschen für mein weiteres Leben, vielleicht ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben – irgendetwas… leider habe ich nichts gefunden.
Bei meinen Eltern hat das Schicksal beide Male völlig überraschend zugeschlagen. Niemand befasst sich gerne mit dem Gedanken, von einem Augenblick auf den anderen aus dem Leben gerissen werden zu können – doch leider besteht diese Möglichkeit.
Ordnung ist das halbe Leben…
…aber eben nur das Halbe. Wen interessiert schon rückblickend, ob die Hochglanz-Küchenschränke Fingerabdrücke hatten, als wir Kinder waren – es zählen ganz andere Dinge im Leben! Ich vermisse meine Eltern jeden Tag, aber ich halte mich an den schönen Erinnerungen fest.
Vielleicht fühlt sich ja der/die ein oder andere durch diesen Ordnungs-Artikel der etwas anderen Art inspiriert, etwas im eigenen Nachtkästchen (oder wo auch immer) zu hinterlegen. Ich glaube, eure Liebsten würden sich darüber im Fall der Fälle sehr freuen.
Alles, was wir haben, ist jetzt.
Alles Liebe, Nina @prinzessin_von_der_klunkerburg
P. S. Möchtest du immer sonntags einen Überblick der veröffentlichen Artikel der letzten Woche? Dann abonniere hier die wochenendfeierliche Wochenpost.
Liebe Nina,
Wir kennen uns ja schon etwas länger und ich finde es toll, wie Du mit all den Irrungen des Lebens umgehst! Du machst das gut!!!
Die Idee mit der kleinen Nachricht im Schmuckkästchen gefällt mir. Kleine Liebesbriefe an die Hinterbliebenden. Eine schöne Idee!!
Alles Liebe
Denise
Danke für deine Worte, liebe Denise. Es freut mich, dass DU den Artikel auch gelesen hast! FAN-Girl-Moment at it´s best 😉 Alles Gute für den bevorstehenden Umzug, den ich sooo gespannt verfolge. Alles Liebe und herzliche Grüße, Nina
Liebe Nina,
danke, dass du diese Erfahrungen mit uns teilst… ich weiß genau, was du meinst. Sich vom eigenen, selbst angehäuften Krempel zu trennen, ist die eine Sache. Klar, auch das kann emotional wirklich heftig werden. Aber Dinge von anderen Menschen… von denen man um die Bedeutung weiß, die sie für diese Menschen haben oder hatten… das ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Ich versuche mir zu sagen, dass es letztlich alles nur Gegenstände sind. Und bei Erinnerungsstücken finde ich, dass sie mehr Bedeutung bekommen, wenn einige wenige, ausgewählte Dinge bleiben dürfen – und nicht so viel, dass sie einen erdrücken und zur Last werden. Das hätten ihre ursprünglichen Besitzer sicher auch nicht gewollt.
Liebe Grüße
Anne
Hi Anne, da sagst du was sehr wichtiges und richtiges – und du hast recht, im Endeffekt sind es wirklich nur Gegenstände, mit denen wir uns nicht belasten müssen, wenn wir es nicht wollen. LG Nina
Liebe Nina,
ein so berührender Bericht, auch mir steigt gerade etwas das Wasser in die Augen
(eher eine Seltenheit); ich fühle mit dir und bin gleichzeitig wieder einmal sehr dankbar. Die Idee mit dem Ring wunderschön, ich werde sie im Hinterkopf behalten…
eine Umarmung von Katja
Danke Katja, die Idee im Hinterkopf entwickelt sich bestimmt und findet ihren Weg. Viele liebe Grüßen, Nina
Oh was für ein wundervoller, ehrlicher und mich sehr traurig machender Artikel! Da hast du ja ganze Seelenarbeit geleistet, liebe Nina und soviel mehr entrümpelt, als den Keller. Mir laufen die Tränen… und ich finde die Idee mit dem Ring absolut toll! Vielen DANK für deine Einblicke und die Inspiration!
Liebe Grüße Fidi
Oh, vielen lieben Dank für deinen Kommentar, Fidi! Das Wort “Seelenarbeit” gefällt mir sehr. Herzliche Grüße, Nina