„Schatten, die auf unser Leben fallen, sind nichts anderes als ein sichereres Zeichen dafür, dass es irgendwo ein Licht geben muss, das es sich lohnt zu suchen.“ Jochen Mariss
Hier sitze ich und blicke auf die letzten Jahrzehnte zurück – auf all die Weggabelungen, Kreuzungen, Sackgassen, schweren Bergaufstiege und wunderschönen Aussichtsorte,
auf die dunklen und die hellen Zeiten,
auf bleischwere und schmetterlingsleichte Momente,
auf so viel Leben.
Es gab Zeiten, da wollte ich keinen Schritt weitergehen, wollte mich zurückziehen in meine Höhle und vom Leben nichts mehr wissen, da fühlte ich mich verloren und entwurzelt.
Und dann gab es Lichtblicke, die mich pusteblumenleicht davongetragen haben, die mich im Fluss des Lebens mitfließen ließen, mich mit Geborgenheit fluteten und mir Vertrauen ins Leben schenkten.
Hochsensibilität
Mein Leben fühlte sich schon immer sehr intensiv an, da ich auf Grund meiner Hochsensibilität sehr schüchtern, feinfühlig und sensibel bin. Ich war ein sehr ruhiges und stilles Kind. Tränen flossen – und fließen auch heute noch- bei mir sehr leicht. Als Kind fühlte ich mich oft von den vielen Emotionen und Sinneseindrücken überfordert. Heute kenne ich glücklicherweise viele Werkzeuge, die mich erden und mir helfen, bei mir zu bleiben und mich nicht in den vielen Reizen zu verlieren.
Schwere Zeiten
Mit dreizehn Jahren musste ich den plötzlichen Tod meines Vaters verkraften. Ich war nicht allein, da waren noch meine kleinere Schwester und meine Mutter. Meine Mutter war, seit ich denken konnte, immer chronisch krank und so übernahm ich automatisch die Verantwortung für die Familie, auch wenn das viel zu große Schuhe waren, die ich mir überstreifte.
In der Schule lief es mehr schlecht als recht, da ich überhaupt keinen Sinn darin sah und ich mit so vielem anderen beschäftigt war. Die einzigen Lichtblicke waren meine Freundinnen, Bücher, die mich in fremde Welten abtauchen ließen und mein Balletttraining. Beim Tanzen fühlte ich wieder die Leichtigkeit und konnte im Moment sein. Alle Probleme und Sorgen wurden für den Augenblick davongetragen.
Doch schnell kam wieder die Realität zurück und mir wurde in der 10. Klasse gesagt, dass ich sitzenbleiben würde. Ich war am Boden zerstört und wusste nicht mehr weiter. Der Lichtblick kam, indem ich die Schule wechseln konnte.
Auf einem Wirtschaftsgymnasium konnte ich in der 11. Klasse den verpassten Stoff nachholen und die Leichtigkeit im Schulalltag kehrte zurück. Ich hatte drei schöne Schuljahre mit vielen wundervollen Erlebnissen.
Lichtblick in meinem Glauben
In dieser Zeit fand ich auch Halt und viele Lichtblicke in meinem Glauben. Nach meiner Firmung betreute ich verschiedenste Projekte in unserer damaligen Kirchengemeinde für Kinder und Jugendliche. Meine Oma war mir schon immer ein Vorbild mit ihrem festen Glauben.
Mittlerweile hat sich mein Glauben verändert, denn ich benötige keine Kirche mehr im Außen. Der göttliche Funke ist meiner Meinung nach in jedem von uns und wir dürfen mit unserer Schöpferkraft unsere Zukunft voller Liebe, Frieden und Vertrauen erschaffen, ohne uns klein zu machen oder voller Schuldgefühle zu sein.
Weiterer Schicksalsschlag
Die Zeit verging. Ich war mittlerweile glücklich verheiratet und Mutter einer Tochter, da traf uns der nächste Schicksalsschlag.
Meine Mutter kam ins Krankenhaus und sehr schnell auf die Intensivstation. Wir hatten nicht viel Zeit und da sie im Koma lag, konnten wir uns auch nicht mehr mit Worten verständigen. Und doch gab es verschiedene Lichtblicke in diesen schweren Tagen. Wir hatten verständnisvolle Ärzte und liebevolle Krankenschwestern, die uns vieles möglich machten.
An dem Tag, an dem meine Mutter starb, durften meine Schwester und ich bei ihr sein. Es war ein Sonntagmorgen und ein Sonnenstrahl brach durch die Wolken und schien ins Zimmer. Dieser Lichtblick schenkte mir Kraft, die nächsten Wochen mit all ihren schweren Aufgaben zu überstehen.
Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass es in jeder schweren Zeit Lichtblicke gibt. Sie sind manchmal nur sehr zart wahrnehmbar und auch oft unscheinbar. Wenn wir sie entdecken, dann können sie uns den nächsten Schritt wagen lassen und uns Zuversicht auf unserem Weg schenken.
Meine Lichtblicke, die mich immer wieder auf meinem Weg begleiten, sind:
- Bücher, die mich inspirieren, Samen neuer Gedanken in mich pflanzen und in fremde Welten abtauchen lassen. Da habe ich Unmengen von 😉
- Freunde, Familie und gute Gespräche
- die Natur, die mich erdet und mich den Zyklus des Lebens erfahren lässt
- Achtsamkeits- und Dankbarkeitspraxis
- Kreativität, ob es schreiben ist, mit den Händen etwas erschaffen, oder Lösungen zu finden
- Tanzen und Bewegung
- der Glaube an mich und meine Schöpferkraft
- Rückzugsorte, die mir Geborgenheit schenken
- Meditation und Stille
- Ätherische Öle und Räucherduft
- Lieblingsmusik laut aufdrehen
- Soulfood, welches die Seele und den Körper nährt
- Yin-Yoga
- ein Sonnenstrahl, der mich an der Nase kitzelt
- eine wunderschöne Blume oder ein ganzer Strauß davon
- gemütliche Tee- oder Kaffeeauszeiten
Und es gibt noch so viele mehr.
Ich wünsche Dir viele Lichtblicke, im Innen wie im Außen,
die Deinen Weg erhellen und Dir Zuversicht schenken,
die Dich einen nächsten Schritt wagen lassen, auch wenn Du noch nicht weißt, wohin,
die Dir Vertrauen schenken, in Dich und das Leben,
denn was bleibt, sind die Lichtblicke der Erinnerung und die Liebe.
Lichtvolle Grüße
Christina
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Wunderschön geschrieben.
Jede, jeder wird sich in manchen Teilen wiederfinden oder auch denken „es geht anderen auch so“.
Liebe Christina, du kannst wunderbar mit Worten umgehen, ich lese deine Zeilen immer wieder gerne.
Danke.
LG Conny