Als Bettina begann, das #lieblingsleben zu thematisieren, war mir sofort bewusst, dass das auch mein Thema sein könnte….
Jede neue Sonntagslektüre oder der Newsletter von ihr enthielt etwas zu diesem Thema, was mich triggerte.
Aber es wollte einfach nicht aufs Papier….gerne hätte ich bei so etwas ein kleines Diktiergerät im Kopf, was meine Gedanken einfängt und niederschreibt. Im gleichen Moment, in dem sie gedacht werden… ausdrucken… Korrektur lesen… fertig!
Soweit so gut, geht so aber nicht!
Also Plan B: Bettina schon mal den Artikel ankündigen und damit Druck auf sich selbst ausüben.
Seitdem ist aber auch schon wieder einiges an Zeit vergangen…Weihnachten vorüber.. Silvester… und mit dem Jahreswechsel wird es ernst!
#kreieredeinlieblingsleben nimmt Formen an! Also sollte ich doch endlich davon erzählen! Spulen wir erst einmal viele Jahre zurück….
ICH sage viele Jahre und meine das auch so…
Mit 18 geheiratet…es gab verschiedene Gründe (ein Kind gehörte aber nicht dazu) und manches möchte man in dem Alter auch einfach nicht hören! (Ist aber tatsächlich so, dass ich diese frühe Heirat nie bereut habe…würde es mit der Erfahrung von heute aber nicht wiederholen)
Das erste Kind kam erst im verflixten siebten Ehejahr, das zweite drei Jahre später.
Wir führten ein wirklich gutes Leben!
Kinder gesund und wir ein super, sich ergänzendes Team, dem auch der Umzug von Hessen nach Niedersachsen nichts anhaben konnte. Durch seinen Job im Außendienst, der reichlich Abwesenheit beinhaltete, hatte ich zwar viele Pflichten, aber auch Freiheiten, die andere Ehefrauen nicht hatten.
Schon immer sehr selbständig, machte mir das Alleinsein wenig aus.
Nebenbei pflegte ich unsere sozialen Kontakte, sorgte dafür, dass es dem Freundeskreis gut ging und wir immer einen vollen, bunten Kalender hatten. Es gab schöne Urlaube, ein kleines Eigenheim und Einigkeit auch mit der restlichen Familie. Ein richtiges Lieblingsleben!
Dies bekam aber vor über zehn Jahren reichlich Risse, da sich bei meinem Mann eine Depression entwickelte. Auslöser war der Tod seiner Mutter und das anschließende Verhalten meines Schwiegervaters, so dass viel Verborgenes ans Licht wollte.
In der Folge entschlossen wir u.a. unsere Wohnsituation zu ändern, um ihm die Verpflichtungen, die mit einem eigenen Haus einhergehen, zu nehmen.Die Kinder waren schon erwachsen und ausgezogen und so fanden wir eine schöne Wohnung, die für zwei plus Katze perfekt war.
Die richtige Behandlung, kombiniert mit einer erfolgreichen Reha, brachte den Frieden zurück. Dieser währte leider nur wenige Jahre…die Anzeichen der wiederkehrenden Krankheit wollte er nicht erkennen oder hat sie auch falsch gedeutet.
Und ich?
Ich habe längst begriffen, dass auch ich krass falsch reagiert habe…
Kam ihm mit den üblichen Sätzen, die Depressive so gar nicht gebrauchen können:
„Stell dich nicht so an…!“
„Mach doch mal ein anderes Gesicht!“
„Ist doch nicht so schlimm!“
…and so on….
Die Tage wurden immer dunkler, der schwarze Hund immer größer. Die Nähe ging verloren, das Gemeinsame verging.
Nach Feierabend täglich die Ungewissheit „Was erwartet dich zu Hause? Wie ist die Stimmung? Wie die Lage?“ Immer öfter die Absage gemeinsamer Unternehmungen und ich tauchte allein bei Terminen auf.
Viele Tage wurde noch nicht mal aufgestanden. Hilfe wurde – wenn sie überhaupt in Sicht war – verweigert… abgelehnt… überhört.
Mein Lieblingsleben…hin und weg!
Das Team? Auseinandergebrochen!
Immer öfter stellte ich ein Ultimatum. Ab und zu gab es ein Einsehen, leider zu selten.
Ende 2018 festigte sich ein Gedanke bei mir! So geht es nicht weiter, ich hab auch nur ein Leben! Im Jahr drauf warteten zwei große Ereignisse, die ich nicht mit einer Entscheidung sprengen wollte und konnte.
Also weiter durchhalten und das im Jahr unseres 40. Hochzeitstages! Aber dann zum Ende des Jahres, nach einer erneuten großen Auseinandersetzung, musste und wollte ich mich trennen!
Ich fand eine kleine Wohnung und zog eine Woche vor Beginn der Pandemie mit einer Katze aus.
Wollte weg. Wollte Ruhe.
Die Ruhe bekam ich, aber anders als gedacht:
Denn mein Mantra ihm gegenüber „Wir leben getrennt, um uns wieder zu finden, um wieder Lust aufeinander zu haben und um die Fehler zu erkennen“ verpuffte erst mal hinter Maske, Abstand und Kontaktlosigkeit.
Freunde, die schon vorher mit der Situation überfordert waren, zogen sich endgültig zurück.
Er, schon vor dem ersten Tag des Lockdowns in Kurzarbeit (die dauerte 1,5 Jahre!), hatte keine Chance mehr vor den Angriffen des schwarzen Hundes. Die Depression schlug zu, härter als je zuvor.
Und ich begann mich endlich damit zu beschäftigen. Erkannte, worum es ging, erkannte meine Fehler. Musste verstehen, dass viele seiner Fehler zum Krankheitsbild gehörten und ich oft unrecht hatte.
Mit diesem Erkennen und seinem Zugeständnis, sich endlich für professionelle Hilfe zu entscheiden, begann unser Weg zurück.
Zurück zur Gemeinsamkeit.
Nach über zwei Jahren Status „gemeinsam getrennt lebend“ die Erkenntnis, dass dies sich nicht mehr richtig anfühlt.
Wir haben unsere Fehler erkannt.
Rücksicht, Verständnis und Liebe sind wieder da.
Doch will ich tatsächlich zurück?
Meine kleine Freiheit, mein kleines, neues Lieblingsleben aufgeben? Ich beobachtete mich, ich beobachtete ihn. Hörte in uns rein und las zwischen den Zeilen.
Die Antwort lautet: Ja.
Und dann, wie ein Zeichen aus dem Universum, gibt es für uns die Möglichkeit, ein kleines Appartment dazuzumieten! Im gleichen Haus!
Ein kleiner Rückzugsort für mich, für ihn, für die Katze, die seine Katze hasst.
Mein kleines Zuhause werde ich sicher hin und wieder vermissen, war ich doch das allererste Mal mein eigener Herr!
Nein, natürlich meine eigene Frau!
Aber ich kann es besuchen, denn es bleibt in der Familie – mein Sohn ist mein Nachmieter!
Mitte Januar ging es zurück.
Nicht zum alten Lieblingsleben, denn das hat uns fast drei Jahre Trennung gebracht.
Es soll ein neues werden!
Mit dem Wunsch gemeinsam weiter alt werden zu wollen und dem Wissen, wie wertvoll unsere Beziehung ist, aber alles zerbrechlich sein kann!
Wir gehören zusammen! Wir sind ein Team – Das Beste!
In diesem Sinne, hab ich etwas von Bettina ausgeliehen:
„Was immer du tun kannst oder wovon du träumst, fang damit an. Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.“
(J.W.v.Goethe)
Ich wünsche allen ein gesundes und zufriedenes 2023.
Liebe Grüße
Conny
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Liebe Conny,
habe gerade deinen Post gelesen. Vielen Dank für deine Offenheit bei der Erzählung deiner Reise mit deinem Mann und eurer Beziehung. Ich konnte voll mitfühlen. ????????????????⭐️⭐️
Liebe Conny,
das Leben ist ein Spielball. Mut und die Erkenntnis auszuhalten, zu reflektieren und dann sich wieder auf den Weg machen- danke f. Deine sehr persönliche Geschichte.
Lieben Gruß
Sibille
Liebe Sibille, danke dir.
Ja, wenn mann immer die Wege des Spielballls kennen würde, könnte Leben einfach sein… Aber wahrscheinlich brauchts gewisse Erfahrungen….
LG Conny
Liebe Conny, wie schön, dass Eure gemeinsame Geschichte eine Zukunft hat. ich freue mich für Euch. Alles Gute!
Liebe Grüße von Katrin
Liebe Katrin, ganz lieben Dank für deine Worte.
LG Conny
Liebe Conny,
Schon Bettinas Post auf Instagram hat mich zum Kribbeln gebracht und jetzt beim Lesen deines Beitrags hört es nicht auf sondern wird nur immer mehr. Es ist so schön wie offen du über dein/euer Leben schreibst und wie sehr ihr daran gewachsen seid. Unglaublich schön!
Danke, dass du deine wunderschöne Geschichte mit uns geteilt hast!
Von Herzen geschrieben,
Ronja
Liebe Ronja, bin Bettina für diese Plattform sehr dankbar. Ihr Post tat mir auch sehr gut und ich freue mich, dass mein Artikel so viele erreicht.
LG Conny
Liebe Conny,
Ich sitze hier mit Gänsehaut und feuchten Augen.
Deine Geschichte ist eine, die von so viel Liebe, Selbsterkenntnis und Empathie zeugt, dass du unendlich stolz sein kannst.
Auf dich, auf euch und euren Weg.
Ich bewundere dich für diese Offenheit hier und deine Offenheit für dein jeweiliges Lieblingsleben.
Darum wünsche ich euch von Herzen, dass eure Herzen immer offen bleiben für einander und eure Gefühle.
Aber so, wie ich dich kenne, werdet ihr euren Weg hinbekommen…
Liebste Grüße
Nicole
Liebe Nicole, lieben Dank und eine dicke Umarmung.
Ganz sicher wirst du uns begleiten und nah dran sein.
LG Conny
Liebe Conny,
danke für das Teilen Deines Lebens und für die offenen Worte. In Teilen davon erkenne ich mich wieder und es tut gut, nicht alleine zu sein. Allzu oft werden ja eben nur die guten Seiten gezeigt. Und gerade das Leben mit jemandem mit Depression ist nicht leicht.
Ich wünsche Dir und Euch alles Gute!
Carina
Liebe Carina, wie ich geschrieben habe, hat auch mein Weg zum Annehmen der Depression gedauert. Ganz sicher hält er weitere Höhen und Tiefen für uns bereit, aber ich bin zuversichtlich, dass es gemeinsam (nun) geht.
LG Conny
Wow. Eine sehr ergreifende Geschichte über Connies Lieblingsleben. Ein wahrer Mutausbruch, der so sehr belohnt wurde. So mutig! Da schneide ich mir mal eine Scheibe ab, für alles, was bei mir dieses Jahr noch ansteht. Alles Liebe für dich und deinen Mann, liebe Conny! ⭐
Liebe Nina, ganz lieben Dank. Ich freue mich, wenn der Artikel Mut gibt.
LG Conny
Wow! Was für eine Geschichte… aber schön, dass ihr wieder zusammen gefunden habt! Ich wünsche euch alles Liebe und Gute für die gemeinsame Zukunft. Viele Grüße, Ingrid
Liebe Ingrid, danke für deine guten Wünsche.
LG Conny