Mein Name ist Sibille und ich bin eine Reisende. Nicht örtlich gemeint, da gibt es andere, die haben sicherlich mehr Pins auf ihrer Weltkarte. Und doch reise ich und nehme dich mit auf meine Van-Tour von Süd-Schweden bis Väter Norrbotten.
Ich bin eine Reisende und genieße jeden Ortswechsel, ob näher oder weiter entfernt. Seit nunmehr 1,5 Jahren leben wir in Schweden. Im vergangenen Jahr noch mit Wohnwagen on Tour sind wir inzwischen auf einen selbst ausgebauten Van umgestiegen. Reisefreiheit von Anfang an.
Der Weg ist das Ziel
Am 30.04. war der Van bepackt, Lebensmittel eingelagert, Strom aufgetankt. Reiseroute war geplant und zwar von Süd-Schweden bis Väster Norrbotten. Die Stadt Umeå war, immer entlang der Küste, das nördlichste Ziel der Tour und das lag ungefähr 1.400 km von Zuhause entfernt. Über wen ich hier schreibe, Holger, Sibille und 3 Hunde machten sich auf, um in 8 Wochen den Norden zu erreichen und über die Mitte des Landes die Rücktour anzutreten.
Die Hinreise führte uns entlang der Ostküste und geplant hatten wir, dass wir mehrheitlich frei stehen und lediglich für das Waschen der Wäsche Campingplätze und Yachthäfen aufsuchen.
Ausrüstung
Bei dem Van handelt es sich um einen Fiat Ducato mit einer Länge von 6 m. Er verfügt über einen 130 l Wassertank. Strom für WLAN-Router, Lichtquellen und die Induktionsplatte. Genauer gesagt ist es eine halbe Induktionsplatte. Der Verbrauch ist gering und Speisen und Kaffee sind schnell zubereitet. Es gibt einen Kühlschrank, Toilette und eine Notdusche.
On Tour
Was war unser Wunsch, was bewegte uns zu dieser Tour?
- Lagerfeuer
- Am kühlen Morgen den ersten Kaffee eingemummelt mit Blick auf`s Meer einnehmen
- Grillen
- Wandern
- Spontan anhalten und bleiben
- Arbeiten und 2 Workshops aus dem Van heraus durchführen
- Andere Reisende und digitale Nomaden kennenlernen und sich miteinander austauschen
Persönliche Herausforderungen
- Räumliche und geistige Freiheiten ausloten
- Wie viel Nähe geht
- Ganz im Ich
- Stille
Plätze
In Schweden findet man unzählige Plätze, wo man sich hinstellen kann. Oftmals mit Toilette, Feuerstellen und Sitzbänken versehen. Leider gab es ein paar Plätze, wo die Müllentsorgung nicht immer gegeben war. Wir nahmen auf unserer Tour das eine oder andere an Müllresten von Dritten mit. Für uns selbstverständlich, denn diese Plätze sind wunderbare Oasen, um die Seele baumeln lassen.
Mit der App Park4night waren, bis auf zwei Ausnahmen, alle Plätze wunderschön.
Digitale Nomaden
Wir arbeiten selbständig und daher war der erste Check vor Ort: „Steht das Internet?“ Zu 90 Prozent klappte das wunderbar. Überraschenderweise auch an den entlegensten Gebieten. 25 km Schotterpiste, um das Ziel, ein hoch gelegenes Plateau, in einem Naturreservat zu erreichen. 80 % Download. Deutschland, ick hör dir trapsen.
Einsamkeit kann man lernen und Ängste nur bedingt verlieren
Nur wir. Manchmal sahen wir längere Zeit niemanden. Aufgeschüttete Wege, menschenleere Plätze. Eine Herausforderung für mich, ganz auf uns gestellt zu sein.
Ich sorgte mich mit Fragen, was, wenn jetzt etwas Unerwartetes passiert? Es passierte Gott sei Dank nicht. Überhaupt schwirrten mir viele Fragen durch meinen Kopf. Allerdings war mein Credo für diese Reise: Ich suche keine Antwort. Ich ließ die Fragen vorbeiziehen.
Den Mutigen gehört die Welt und alles fließt, wenn man es zulässt.
Schwedens Ostküste hat viel zu bieten. Vogelreservate, bezaubernde Städte. Die wir auch nur bedingt besichtigt haben.
Welche Regionen haben mir besonders gefallen?
- Hudviksvall
- Harnösund
- Gävleborg
- Dalarna
- Jämtland
Bei dieser Aufzählung bewegt sich mein visueller Finger oberhalb Stockholms.
Wir sahen Schlösser, wilde Flüsse, Seen so groß, dass ich mich innerlich vor Demut tief verbeugte. Die Natur hat mich tatsächlich tief bewegt und mich mehr denn je zu mir finden lassen. Einer meine Reisewünsche waren u. a. die Höga Kusten, Europas höchste Küste und sie gehört dem UNESCO Weltkulturerbe an. Dort angekommen, war ich überfordert.
Zu hoch, zu massiv und landschaftlich zu wild.
Ich war verwundert, dass mich eine Gegend so verunsichert. Dennoch empfand ich das raue Umfeld als wunderschön. Ich mag die Mischung aus Unsicherheit und den Mut, dennoch zu springen.
Yachthäfen
Wir nächtigen insgesamt dreimal an Yachthäfen. Die Nachtplätze sind preislich deutlich unter denen auf den Campingplätzen. Duschen, Waschmaschinen, alles da. Schweden lieben ihre Boote. Große und kleinere Yachten. Stolz gegen den Wind gestellt ging es für die Eigner auf einen großen See oder eben die Ostsee.
Temperaturen
Bis Ende Mai hatten wir nachts immer noch 0 bis 3 Grad und tagsüber oft nicht über 18 Grad. Die Sonne schien, es regnete minimal und wir konnten mehrheitlich draußen arbeiten. Ich gewann während unserer Tour neue Kundinnen hinzu, wir gaben zwei Workshops und genossen den Start, digital Nomaden im Norden zu sein. Der Start glückte.
Städte
Städte hatten ehrlicherweise nicht die Priorität auf unserer Wunschliste. Daher suchten wir lediglich ein paar auf, die uns besonders reizten. Ob der Lage wegen oder weil wir etwas darüber gelesen hatten, was uns interessant erschien.
- Kalmar
- Gävle
- Harnösund
- Sundsvall
- Umeå
Kalmar, eine wunderschöne Stadt mit gut erhaltender Burg. Direkt am Kalmarsund gelegen an einer Meerenge und gegenüber der sonnenreichsten Insel Schwedens Öland.
Wir sind die Burg abgelaufen und einen Teil der Altstadt, wo wir ein sehr leckeres Räkmacka (Krabbenbrot) und Köttbullar (Fleischball) Brot gegessen haben.
Diese Spezialitäten begleiten einen an sich überall in Schweden und die sollte man sich nicht entgehen lassen, sofern man Krabben und Fleisch mag.
In der Region Gävleborg waren es die historischen Hälsingegårdar – Hofanlagen, die in einer ganz besonderen Holzbauweise erstellt wurden und je nach Hofgröße viele Menschen versorgte.
Diese Häuser zeigen den Reichtum der Großbauern und weniger der Knechtschaft. Ganz aus Holz erbaut, wurden die Wohnräume mit wunderschönen Holzmalereinen verziert. Holzarbeiten zeugten davon, wer hier wohnte. Hälsingegårdar gehören zum Weltkulturerbe.
In Umeå angekommen besuchten wir das Västerbottons Museum und das dazu gehörende historische Dorf. Beides einen Ausflug wert. Denn neben den alten Holzhäusern verschiedener Berufsgruppen fanden wir Unterkünfte der Samen. Die Stadt Umeå mag ich sehr. Sie ist modern, jung und durch die Universität quirlig.
Ein letzter Halt an einer Landzunge von Umeå und zwei Nächte, die nie dunkel waren. 23 Uhr und die letzte Hunderunde genießen. Nachteil: kein Sternenhimmel.
Halbzeit
Zurück ging es durch die Mitte Schwedens. Noch mehr Wälder und noch mehr Seen. Wir verweilten gegenüber von Gebirgen, die bis zur Grenze nach Norwegen reichen und den Schweden und Norwegern als Skigebiete dienen. Auch im Juni noch schneebedeckt.
Flüsse, mit der Größe von Seen, rauschten an uns vorbei. Mal tief und dunkel und ruhig, anderer Orte mit richtigen Wasserschnellen. Wir sahen mehrheitlich kleine Inseln, mal mit und ohne Häuser.
Neben unserer Arbeit sind wir auch immer zu Fuß unterwegs gewesen, denn willst du ein Land kennenlernen, dann gehe zu Fuß und nimm dir Zeit.
Nach mehr als acht Wochen kamen wir wieder zu Hause an. Diese Tour hat etwas tief in mir bewegt.
Ich möchte weniger besitzen, weniger Sorgen an meinem Leben teilhaben lassen und die kleinen Alltagsdinge noch mehr zu schätzen wissen.
Ich genieße meine und unsere Zeit und wir sind auch schon wieder für kleinere Touren unterwegs gewesen. Das beflügelt mich im Alltag sehr.
Sprich mit anstelle über andere
Wir trafen Reisende, manche Suchende und Menschen, die sich einfach den Luxus gegönnt haben, in einem Bus bis ganz nach oben zu fahren, um das Himmelsleuchten zu beobachten.
Alle hatten Geschichten, ihre Motivation, warum sie sich auf den Weg gemacht haben. Es wurde gelacht, Bedenken über das Weltgeschehen ausgetauscht und festgestellt, dass man so vieles erleben kann, wenn man sich auf den Weg macht.
Tief in mir juchzte das Kind, denn die Freiheit zu reisen ist mein höchstes Gut.
Mein Dank
Ich danke Bettina für die Möglichkeit, den Gastartikel bei die alltagsfeierin zu veröffentlichen.
Austausch
Fragen über Schweden, das Leben als Auswanderer oder digitale Nomaden, nehme ich gern entgegen und werde darauf eingehen, oder wir machen einfach mal einen ZOOM CALL. Kontaktiere mich einfach über meine Website.
Was liegt als Nächstes an?
Fest geplant ist im Herbst die Insel Gotland. Auch ein Wunschziel von mir. Endlich ist es so weit. Für uns steht fest, die Reisen werden uns in andere Regionen bringen. Skåne war nur der Einstieg in ein Leben in Schweden und wer weiß heute, wo Morgen das Leben fortgelebt wird.
Liebe Grüße
Sibille
Wer mehr über mein Business wissen möchte, darf gerne hier schauen: https://www.sibillek.com
P. S.: Auch das Fräulein Alltagsfeierin ist schon durch Schweden gereist. Hier kommst du zu ihrem Roadtrip.
P. P. S.: Möchtest du immer sonntags einen Überblick der veröffentlichen Artikel der letzten Woche? Dann abonniere hier die sonntägliche Wochenpost.
Liebe Sibille,
Dein Beitrag kam gerade zur rechten Zeit, träume ich doch gerade nach fast fünf Jahren Schwedisch vom Urlaub im Norden – da der dieses Jahr mit Baby und all der Unwägbarkeiten mit Pandemie und Flugchaos nicht drin ist, lebe ich das virtuell durch die Reisen anderer aus.
Tack för din berättelse!
Carina
Liebe Carina,
Schweden ist in jeden Fall ein wunderbares Land. Vor allem, weil es so vielfältig ist.
Prata du svenska? Jättefint.
Hej då
Sibille
Liebe Sibille,
ich bin nicht nur von deiner äußeren Reise beeindruckt, sondern auch sehr von deiner Inneren. Dein Artikel macht mir auch sehr viel Lust auf Schweden und das Vanlife. Vielen Dank, dass Du uns mitgenommen hast und für die wundervollen Bilder.
Liebe Grüße Christina
Liebe Christina,
schön, dass Dir mein Reiseartikel gefällt und meine Reise zu mir.
Lieben Gruß
Sibille
Liebe Sibille, liebe Bettina,
so herrliche Bilder. Ich könnte auch gleich einsteigen und wieder losfahren. Wir waren 2019 mit Van in (Süd-)Schweden u. a. am Göta-Kanal entlang … so ein tolles Land. Dieses Jahr geht’s auch wieder in den Norden, aber nur bis Dänemark.
Liebe Grüße von Katrin
Liebe Katrin,
am Götakanal waren wir auch. Die Skulptur mit den Hasen war ganz entzückend.
Es freut mich, dass Dir der Artikel gefallen hat.
Lieben Gruß
Sibille
Vielen Dank fürs Teilhaben an euerem Schweden-Trip! Sehr schöne Eindrücke und wunderschöne Landschaft! Alles Gute und liebe Grüsse aus der Schweiz
Daniela
Danke Dir Daniela. Für das Teilen Deiner Reisen/Touren bin ich immer dankbar.
Toller Bericht, Sibylle. Er macht Lust auf Schweden und aufs vanlife.
Dank für dafür.
LG Conny
Liebe Conny,
sehr gerne. Ja, in der Tat könnte ich sofort wieder los.
Liebe Grüße
Sibille (gerade in Dänemark unterwegs)