#pusteblumenleicht Aimées Geschichte – Teil 2 – von der Last zur Leichtigkeit

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#pusteblumenleicht Aimées Geschichte – von der Last zur Leichtigkeit – Teil 1 findest du hier

Die Welt steht still

Ich atmete etwas auf. Mit der Perspektive auf Besserung überstand ich die letzten Monate bis zur OP und hielt durch. Als diese dann inklusive der Wundheilung überstanden war, wagte ich mich zaghaft daran, wieder etwas zu unternehmen, aber das neue Lebensgefühl hielt nur kurz, denn mittlerweile sind wir im März 2020 angekommen und was da passierte, wissen wir alle.

Ich steckte zuhause mit willensstarkem Papi-Kind fest, eben dieser Papi hatte aber alle Hände voll zu tun, seinen Job zu retten und verbrachte die Tage fast ausschließlich im heimischen Büro, während ich das Kind alle 10 Minuten von der Treppe lotsen musste, damit es ihn nicht stört. Mein postoperatives Leben hatte ich mir anders vorgestellt, mehr mit Physiotherapie und endlich wieder mit Freunden etwas unternehmen.

Die zähen Wochen des ersten Lockdowns trieben bösartigsten Schabernack mit meiner mentalen Gesundheit, ich fiel erneut tief und wünschte mir jeden Tag einfach nur, dass dieser endlich vorbei gehen würde, sehnte Mittagsschlaf und Bettgehzeit herbei. In die Leichtigkeit wieder unterwegs sein zu können, ohne alle 20 Minuten eine Toilette in greifbarer Nähe zu haben, hatte ich nur allzu kurz reinschnuppern dürfen. Aber lange genug, um deutlich zu spüren, was ich die vergangenen Jahre verpasst hatte. Ich litt.

Alles wird anders

Der Sommer kam und mit ihm eine lebensverändernde Zufallsbegegnung. Über die Anwohner-WhatsApp Gruppe stolperte ich über eine Yogalehrerin, die dank Corona in Hamburg bei ihrer Mutter gestrandet war. Ich brauchte ganze sechs Wochen, um meinen Mut zusammenzunehmen, sie direkt anzuschreiben, nachdem sie mal in der Gruppe eine offene Yogastunde im Garten angeboten hatte. Ich hatte daran nicht teilnehmen können, aber ich wollte sie um Rat bitten. Mit Yoga hatte ich bislang nur schlechte Erfahrungen gemacht, zu viel „Du musst“, „das geht nur so“ und „perfekte Posen“, die mir bei mehrfachen Versuchen, endlich das zu entdecken, worüber andere beim Yoga so schwärmen, jedes Mal nur wochenlange Knieschmerzen eingebracht hatten. Endlich überwand ich mich und bat sie um ein Gespräch, in der Hoffnung, so vielleicht doch etwas für mich Hilfreiches im Yoga zu entdecken.

Wir trafen uns einige Tage später, sie hörte aufmerksam meiner Vorgeschichte zu und riet mir dann von Yoga ab. Allerdings empfahl sie mir, bei Restore Your Core® (RYC®) reinzuschauen. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einließ, machte aber gleich Nägel mit Köpfen und kaufte das Programm. Knapp 150€ Lehrgeld schien mir im Falle des Scheiterns kein all zu großer Schaden zu sein.

Ein Neustart mit Schwierigkeiten

Ich guckte mir die ersten Grundlagenvideos an, trat der dazugehörigen Facebook-Gruppe  bei und starrte das Ganze dann erstmal eine Weile an, wie ein Kaninchen das Scheinwerferlicht. Zum Glück erfuhr ich in der Gruppe kurze Zeit später von einer 10-Tages-Anfänger-Challenge, die auch von einer der Pro-Teacher mit täglichen Videos begleitet werden würde. Ich nahm mir vor, dort mitzumachen und schaute mir noch mal ein bisschen die Theorie vorab an, las in der Facebookgruppe von all den Erfolgen und Begeisterung anderer Mitglieder und schöpfte Hoffnung.

Start mit Hinternissen

Dann ging es los. Erster Tag. Voll motiviert begann ich das erste Workout. Es sah alles furchtbar einfach aus, was Lauren da vormachte, aber mein Körper lachte mich aus. Ich war ein Pudding, unkoordiniert und schwach. Es war richtig anstrengend, aber ich hielt durch und brachte das erste Workout zu Ende. Einige Stunden später wollte ich aufstehen, als mir ein stechender Schmerz durch beide Knie fuhr. Sofort wurden meine Erinnerungen zurück katapultiert zu den gescheiterten Yogaversuchen der Vergangenheit. Ich fürchtete erneut wochenlange Schmerzen, wie bei den letzten Malen und prompt stieg Panik in mir auf.

Ich war vollkommen verzweifelt und tigerte eine Weile durchs Haus, bevor ich allen Mut zusammennahm und begann Lauren, der Gründerin von RYC®, eine E-Mail zu schreiben. Unter Tränen, die vor Schmerz, Wut, Verzweiflung und verlorener Hoffnung nicht mehr versiegen wollten. Ich schluchzte hemmungslos, während ich auf die Tastatur eintippte, wie im Wahn. Wie sollte es nur besser werden, wenn ich nicht einmal ein Workout ohne Schmerzen absolvieren könne. Ich kippte alles in diese E-Mail hinein und schickte sie ab, bevor ich mich nicht mehr traute.

Noch nie hatte ich mich so nackig und roh gegenüber jemandem gezeigt, den ich nicht kannte, der aber seine E-Mails mit „Ask me anything“ unterschrieb. Ich hatte sie beim Wort genommen. Wie dankbar ich für diese Grußformel war, die nicht nur eine Phrase, sondern eine Lebenseinstellung von Lauren ist, die sie wahrhaftig lebt.

Lebensverändernde Erkenntnisse

Es war bereits später Abend hier, nachmittags in Miami und Laurens Antwort kam unglaublich schnell – sorry, sie könne nur kurz, weil auf dem Sprung, ihre Kinder aus der Schule abzuholen, aber… und was dann kam, war so simpel, wie hilfreich und – das ist keine Übertreibung – lebensverändernd.

Mach es anders. Mach weniger. Halte Dich nicht an den Workout-Kalender.

Bäm!

NIE im Leben (bis dahin) wäre ich auf den Gedanken gekommen, nicht genau das zu machen, was vorgegeben war. Oder gar weniger. Oder langsamer. Oder anders. Never ever war das eine Option, die mir in den Sinn gekommen wäre.

Sie gab mir konkrete Vorschläge, wie ich das Programm für mich anpassen könne, meldete sich später nochmal ausführlicher und löste Erkenntnisse in mir aus, die mich heute erstaunen lassen, dass es erst all diese Jahre, diese ganze Vorgeschichte, so viel Schmerzen und Leiden und vor allem die „Erlaubnis“ einer Fremden gebraucht hat, um anzufangen, auf meinen Körper zu hören.

Nun, mittlerweile weiß ich ganz genau, worin all das begründet ist, aber doch finde ich es manchmal noch sehr erschreckend, dass es diesen ganzen Weg brauchte, mit so vielen Zufällen und Glück und Menschen wie Lauren, um da anzugelangen.

„Permission to not be perfect” – ich habe sie so sehr gebraucht, genau zu dem Zeitpunkt und sie hat so viel für mich gerettet und ermöglicht, eröffnet, verbessert. Ich ging die nächsten Wochen mit neuem Blick auf die Workouts ran, ließ mich voll und ganz auf das Programm und alles was es bot ein. Ging in einem mir bis dahin vollkommen unbekannten Tempo voran, langsam, aber stetig und Schritt für Schritt, Zentimeterchen für Zentimeterchen wurde alles besser. Ich übertreibe nicht, wenn ich alles sage. Meine mentale Gesundheit machte als erstes große Sprünge, meine physische folgte dicht dahinter. Meine Knie hörten nicht nur bald auf zu schmerzen, sondern wurden immer weniger mein Schwachpunkt. Und auch in meiner Mutterrolle kehrte mehr Gelassenheit und Leichtigkeit ein.

Ein Mutausbruch und neue Wege

Ich begann mein Leben insgesamt leichter zu sehen, obwohl wir gerade in den Herbst 2020 starteten und es klar war, dass der Winter alles andere als spaßig werden würde. Nach nur 5 Wochen mit RYC® folgte ein Mutausbruch. Ich hatte mitbekommen, dass dank Covid das nächste RYC® Teacher Training statt in Miami wieder online stattfinden würde, im Februar 2021 sollte es starten. Ich erlaubte mir zu träumen. Ich wollte mehr erfahren, verstehen, was hinter RYC® und seinem Erfolg steckt, warum das alles so funktioniert, wie es das tut. Sanfte Zweifel kamen auf, Voraussetzungen für das Training war, einmal das Programm durchgemacht zu haben, sonst nichts. Schaffe ich das rechtzeitig? Und ist wirklich sonst kein Vorwissen nötig?

Erneut suchte ich das Gespräch mit Lauren und bekam nicht nur Rückversicherung, sondern echten Zuspruch und Ermunterung. Sie habe gerade neulich aufgrund meiner Aktivität in der Facebookgruppe gedacht, dass ich einen guten RYC® Teacher abgeben würde. Ich war baff. Ja, ich postete mittlerweile regelmäßig und kommentierte vor allem auch bei anderen Neulingen, die ähnliche Startschwierigkeiten hatten wie ich nur wenige Wochen zuvor, aber dass Lauren das bemerkt hatte, das überraschte mich sehr, hat diese Gruppe doch über 25.000 Mitglieder.

Ich meldete mich also an, nur für mich, weil ich es wissen wollte, nicht um irgendwann zu unterrichten. Was soll ich sagen, noch während des Trainings hatte ich meine erste, wenn auch noch nicht zahlende, 1:1 Klientin und sprang zwei Mal kurzfristig für eine Kollegin als Vertretung bei ihrem Gruppenkurs ein. Und irgendwie ging das alles ganz leicht. Die Erfolge aus diesen Begegnungen ließen mich meine Meinung ändern, nach Abschluss des Teacher Trainings ging ich im Affentempo durch Kundentermine und Case Studies für die Zertifizierung und begann den Grundstein für mein heutiges Business zu legen.

Fuck Perfectionism! Mein Weg ist mein Ziel!

Was mich RYC® gelehrt hat und was mir genau auf diesem Wege jetzt, seit etwas über einem Jahr hilft, ist vor allem die Tatsache, dass ich bei jedem Workout, bei jedem Training oder Assessment mit Neugier auf den Körper blicke, egal, ob es mein eigener oder der meiner Kundin ist. Ich schaue fasziniert darauf, was der Körper kann, den ich vor mir habe, was für genau diesen Körper in exakt diesem Moment das Richtige ist, um die notwendigen Fortschritte zu erlangen. Und ich habe gelernt, dass diese eben manchmal die notwendigen und nicht immer die erwünschten sind, was gelegentlich bedeutet, dass es ein Fortschritt ist, ganz bewusst im Hier und Jetzt zu sein, ohne klassischen Fortschritt quasi. Weniger, viel weniger ist auch hier so häufig mehr, und doch so unglaublich schwer umzusetzen.

Es geht bei alledem nicht um die perfekte Haltung (Spoiler Alert: die gibt es eh nicht), die perfekte Ausführung (die gibt es auch nicht) oder eine optisch besonders ansprechende Pose zu erreichen. Es geht auch nicht um einen flachen Bauch oder einen Körper, der wieder so wie früher sein soll.

Um was geht es?

Es geht darum, was für den jeweiligen Körper zugänglich und wohltuend ist. Um das, was Sicherheit für das Nervensystem bedeutet. Und um das, was neue Erkenntnisse bringt, mehr Optionen in den Bewegungen, mehr Vielfalt und Ausgleich.

Es geht um Funktionalität des Körpers, damit wir unbeschwert durch den Alltag gehen und unser Leben unbeschwert genießen können. Es geht um eine Leichtigkeit, die viele leider erst wertschätzen können, wenn sie uns mal abhandengekommen ist, wenn die Hülle, die unser Körper ist, uns nicht mehr so trägt, wie wir es zuvor gewohnt waren.

Und all das geht nur, wenn ich dem Perfektionismus, der Härte, dem „no pain, no gain“-Ansatz den Kampf ansage. Wobei das nicht mal ein Kampf sein muss, sondern vielmehr ein gelassenes Ignorieren, meist reicht das schon aus.

Gelingt mir das immer? – Gewiss nicht.

Wird es zu nehmend besser? – Ja, sehr!

Bin ich irgendwann damit fertig? – Auf keinen Fall!

Und das ist auch gut so, denn es gibt immer noch etwas zu lernen und zu entdecken auf meinem Weg, denn exakt dieser ist das Ziel. Und nicht irgendein finaler Punkt, an dem ich ankomme und dann „endlich alles erreicht habe“, wie ich lange Zeit dachte.

Mein Weg ist mein Ziel. Und diesen Weg zu gehen wird mittlerweile zunehmend leichter, auch wenn es zwischendurch bergauf geht und Geröll im Weg liegt.

Ich danke dir fürs Lesen und wenn ich dich unterstützen kann, melde ich gerne bei mir. Du findest mich unter aimeeriecke.de und auch über Instagram.

Fotocredit: Aimée – Sandra Birkner Photography

Bleib in Bewegung!

Liebe Grüße

Aimée

P. S. Liebe Aimée, danke für das Teilen dieser mutmachenden Geschichte!

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1 Kommentare

  1. Liebe Aimée,

    vielen Dank für Deine mutmachende Geschichte… so beeindruckend. Sie kommt genau zur richtigen Zeit, da ich ganz oft wegen meines Perfektionismus nicht mutig bin. Mittlerweile höre ich schon viel besser auf meinen Körper, aber der Mut fehlt mir manchmal einfach loszulegen… ich werde den 2. Teil Deiner Geschichte auf jeden Fall noch ein paar Mal lesen, bis alles in mich gedrungen ist, was wichtig für mich ist.

    Ganz liebe Grüße
    Christina

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