Heute habe ich wieder einige Büchertipps für dich, die zum Monatshashtag von Bettina passen: im April heißt es #auchdasgehtvorbEI ;-)))).
Okay, erst habe ich etwas „drüber weg gelesen“, fühlte mich nicht angesprochen, aber dann dachte ich, eigentlich….eigentlich ha
#auchdasgehtvorbei
Was geht vorbei?
Der Moment, der aktuelle Zustand, der Tag, die eigene Stimmung, die allgemeine Lage, die Beziehung, das Leben? Die Krankheit? Der Schmerz?
Geht es wirklich vorbei? Oder ist das Wunschdenken?
Ist es immer negativ besetzt?
Dürfen wir bald zurückschauen und erinnern uns gern oder lieber nicht?
Fragen über Fragen!
Die Antwort liegt immer beim Beschauer und kann nur jeder für sich beantworten!
Manchmal bedarf es ja vielleicht auch wirklich nur der Frage: Was wäre, wenn…?
Ich hoffe, ihr könnt mir folgen! Aber jetzt geht’s definitiv zu den Büchern – da wird es eventuell etwas klarer…vielleicht…hoffentlich ;-))).
„Das gekaufte Leben“ von Tobias Sommer*
Auch das geht vorbei…
…die anfängliche Neugier (und vielleicht Unüberlegtheit?), die Aufgeregtheit und Freude vor einem Neubeginn…
Genauso geschehen bei Clemens Freitag, denn er stößt im Internet auf eine Anzeige eines Mannes, der sein komplettes Leben verkaufen möchte. Zuerst kann er es kaum glauben. Da Freitag seit dem frühen Tod seiner Eltern unglücklicher nicht sein könnte, noch dazu beruflich und privat gescheitert ist, beschließt er kurzerhand mitzubieten und nutzt dazu sein bisher unangetastetes Erbe und tatsächlich erhält er den Zuschlag!
So schlüpft er kurz darauf in das Leben von Götz Dammwald und landet in Zaun, einem kleinen Dorf in der ostdeutschen Provinz. Von einem Tag auf den anderen ist er Besitzer eines Hauses, plus Ferien- und Bootshaus und einem zwei Jahre alter Mercedes.
Alles scheint perfekt.
„Er drückte wahllos eine Taste auf der Tastatur, der Bildschirm leuchtete auf, dort, wo Freitag zuletzt nach Hinweisen über seinen Vorgänger gesucht hatte. Dammwald hatte den Browserverlauf nicht gelöscht…und so landetet er auf der mittlerweile deaktivierten Verkaufsanzeige. Freitag sah noch einmal die Fotos von dem Haus, in dem er nun saß, und den Geldbetrag, den er überwiesen hatte…
Die einzige Mitbieterin hatte in letzter Sekunde die Versteigerung verloren. Sie hatte auf ihrem Profil keine Bewertungen abgegeben und bisher keinen Kauf getätigt. Auch das Profil von Götz Dammwald hatte nur einen einzigen Eintrag. Neben dem Verkauf seines Hauses hatte er nur einen weiteren Kauf getätigt: zwei Transportsäcke mit einem Fassungsvermögen von dreizehntausendfünfhundert
Freitag trat ans Fenster. Die Wolken hatten aufgerissen und inzwischen leuchtete ein blasser Mond vom Himmel. Es dauerte dennoch, bis Freitag die zwei leuchtenden Punkte sah, die auf die Terrasse zusteuerten. Sie hielten den Abstand zueinander, irrten aber über den Rasen wie betrunkene Tiere. Als sich die beiden Punkte aus dem Schatten der Bäume ins Mondlicht bewegten, musste Freitag lachen. Natürlich besaß Dammwald nicht nur ein großes Grundstück, sondern auch einen Mähroboter. Und das im Januar! Wer im Winter, wo nicht ein einziger Grashalm wächst, seinen Rasen mäht, der ist penibel gründlich oder einfach verrückt, dachte Freitag und wusste nicht, was ihm mehr Sorgen machen sollte…“ (Auszug aus „Das gekaufte Leben“)
Mit der Zeit geschehen seltsame Dinge: mysteriöse Päckchen, anonyme Warnungen, nächtliches Bellen auf seinem Grundstück.
Und dann wird da noch ein menschlicher Finger aus dem See gefischt und Freitag wird klar, dass das scheinbar perfekte Leben, das er sich gekauft hat, dunkle Geheimnisse in sich birgt.
Kann man das Leben eines anderen wirklich kaufen?
Der Autor spielt mit der Frage, ob es tatsächlich möglich ist, sich nicht nur den Besitz eines anderen zu kaufen, sondern auch dessen Arbeitsstelle anzutreten und dessen Platz unter Freunden und im Vereinsgeschehen.
Ein Spannungsroman, der doch so ganz anders ist.
Für mich war es das erste Buch von Tobias Sommer, aber es wird ihm nachgesagt, dass in seinen Harmonien meist tiefe Abgründe lauern….
„Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig*
Ihr Leben geht vorbei, hat Nora Seed beschlossen.
Nach einigen Schicksalsschlägen – Kündigung, Bruch mit ihrer Familie, Tod ihrer Katze – möchte sie ihrem Leben ein Ende setzen. Sie fühlt nichts mehr als Einsamkeit und Verzweiflung.
Doch statt im Jenseits landet sie in einer Art Zwischenwelt – der Mitternachtsbibliothek.
Auf unzähligen Bücherregalen reihen sich hier die Leben, die sie hätte führen können, aneinander. Zwischen den Büchern trifft sie ihre ehemalige Schulbibliothekarin Mrs. Elm. Mit ihrer Hilfe probiert sie verschiedene Leben aus:
- Was wäre geschehen, wenn sie mit ihrer besten Freundin nach Australien gegangen wäre?
- Was wäre geschehen, wenn sie die Karriere als Schwimmerin durchgezogen hätte?
- Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie die Frau ihres Ex-Freundes geworden wäre?
Hätte eine dieser Alternativen glücklich machen können?
Ist es wirklich zu spät, sich in ihrem echten Leben aufgehoben zu fühlen?
Jedes Leben umfasst Millionen von Entscheidungen, manche groß, manche klein. Und jede Entscheidung, die Nora bereut, kann sie hier rückgängig machen!
Sie erkennt, dass man nur die Wahrheit sieht, wenn sie nahe genug an der eigenen Realität liegt.
Und vielleicht geht der Moment ihres Haderns vorbei…?
Die Geschichte ist eine schöne Beschreibung dessen, was im eigenen Leben passieren kann, wenn man bei sich selbst ankommt. Wenn man sich so akzeptiert wie man nun mal ist.
Das Buch beinhaltet eine wichtige Botschaft, die einem beim Lesen einfach nur guttut: Ein Hoch auf das Leben – auch auf das, das zwickt, das uns verzweifeln lässt und das doch das einzige ist, das zu uns gehört.
„Der Wal und das Ende der Welt“ von John Ironmonger*
Eines Morgens retten die Bewohner des idyllischen Fischerdorfs St. Piran in Cornwall einen jungen Mann aus dem Wasser. Alle kümmern sich rührend um ihn: der pensionierte Arzt Dr. Brooks, der Strandgutsammler Kenny Kennet, die Romanautorin Demelza Trevarrik oder Polly, die hübsche Frau des Pastors.
Es stellt sich heraus, dass dieser Mann, der nackt und halbtot am Strand aufgefunden wird, ein Londoner Investmentbanker auf der Flucht ist.
Joe hat ein Computerprogramm namens „Cassie“ entwickelt, das in hochkomplexen ökonomisch-politischen Zusammenhängen Vorhersagen treffen kann. Bei der Spekulation auf fallende Kurse hat das erst einmal nicht funktioniert und Joes Bank Verluste beschert.Und so ist der junge Joe Haak aus London geflohen.
Aber steht wirklich das Ende der Zivilisation bevor?
Und was ist mit dem Wal, der in der Bucht von St. Piran schwimmt, viel zu nah am Strand?
Die dreihundertsieben Bewohner des Fischerdorfs spüren sofort:
Hier beginnt etwas Sonderbares. Doch keiner ahnt, wie existentiell ihre Gemeinschaft bedroht ist. So wie das ganze Land. Und vielleicht die ganze Welt. Weil alles mit allem zusammenhängt!
Der Autor erzählt eine Geschichte über das, was uns als Menschheit zusammenhält. Und stellt die wichtigen Fragen:
- Wissen wir genug über die Welt, in der wir leben?
- Was brauchen wir, um uns aufgehoben zu fühlen?
- Und was würden wir tun, wenn alles auf dem Spiel steht?
Dann strandet der Wal. Joe trommelt das ganze Dorf zusammen.
In einer von ihm koordinierten Rettungsaktion wird das Tier wieder in tieferes Wasser geschafft. Im Handumdrehen hat Joe die Herzen der Dörfler erobert; der Fremde ist zum Held geworden. Und der Wal zum Sinnbild der Gemeinschaft.
Da passt die Nachricht, dass Joes „Cassie“-Programm eine Menschheitskatastrophe prognostiziert:
einen Zusammenbruch der Zivilisation durch eine Grippewelle, noch schlimmer als die Spanische Grippe von 1918.
Joe, der im Dorf Unterschlupf und Freundschaft gefunden hat, entschließt sich zu einer Rettungsaktion des Dorfes.
Mein Fazit
Für mich war das ein hoch interessantes Buch, dessen Inhalt ich mir anders vorstellte und es mich dadurch sehr überraschte
Eine Epidemie, eine globale Krise und beunruhigende Nachrichten. Stichpunkte, die uns aktuell bekannt vorkommen.
Ich habe das Buch schon vor einiger Zeit gelesen, da war Corona uns noch fremd. Tatsächlich hat mir da schon die Menschlichkeit in dieser Geschichte gutgetan und macht mir im Nachhinein nun Hoffnung, dass auch heute nicht alles vorbei ist.
Denn auch in Ironmongers Buch ist nicht das Ende der Welt eingetreten! Soviel darf ich verraten, ohne arg zu spoilern.
„Die Schönheit des Himmels“ von Sarah Biasini*
Eine Frau schreibt an ihre neugeborene Tochter. Sie erzählt ihr von ihren Freuden, ihren Leiden, ihren Ängsten und von einer Abwesenden, ihrer eigenen Mutter: der großen und unvergessenen Romy Schneider.
Sarah Biasini spürt in ihrem berührenden Buch der Beziehung zu ihrer Mutter nach.
Wie wächst man auf, wenn man die Mutter mit vier Jahren verliert? Wie lebt man weiter, wenn einem der Tod so früh so nahekommt? Wie trauert man um eine Mutter, die von der ganzen Welt abgöttisch verehrt wird?
Die Antwort findet die Autorin bei sich, bei der Liebe ihrer Familie, ihrer Freunde, bei den Frauen, die ihr die Mutter ersetzt haben.
Ein Buch über das Leben, das weitergeht, trotz allem.
Dies ist der Klappentext dieses Buches, von dem ich genau wusste, dass ich es lesen muss als ewiger Fan von Romy Schneider. Ich weiß noch genau, wie erschüttert wir alle waren, als der ältere Sohn starb, die Verzweiflung der Mutter und unsere Bestürzung, dass sie ihm so bald folgte. Zurück blieb das kleine Mädchen, das letztendlich von den Großeltern väterlicherseits aufgezogen wurde.
Welche Erinnerungen hat sie überhaupt an ihre Mutter , mit der sie nur ein so kurzes Stück des Weges zusammen gegangen ist?
Wie ist es als „Romys Tochter“ aufzuwachsen?
Aber auch ohne diese Zeilen zu lesen, weiß man, dass diese Sehnsucht immer bleibt, nicht vorbeigeht. Und das ist auch gut so, denn Sehnsucht gehört zu Erinnerungen. Erinnerungen, die niemand nehmen kann und die zu einem gehören.
Man lernt die Autorin von einer sehr verletzlichen Seite kennen und sie fesselt einen mit Zitaten, die einem lange nicht aus dem Kopf gehen.
Sarah Biasini gibt mit diesem Buch einen tiefen Einblick in ihr innerstes Seelenleben, sie ist offen und ehrlich, man spürt, dass sie es genauso schreibt, wie sie es meint. Es gibt Momente, da erscheint sie fast depressiv, vermutlich gab es auch eine Zeit, in der sie es war.
Ein Buch , bei dem es sehr viele bewegende und emotionale Momente gibt, aber auch eines, das einen zum Nachdenken anregt. Manchmal fehlte mir mehr Struktur, aber man kann es gut lesen und ich empfehle es sehr gern.
#auchdasgehtvorbEI – meine Interpretation
Ihr seht, ich habe mit dem Hashtag #auchdasgehtvorbEI etwas gespielt und zum Teil weit ausgeholt. Aber alles hat ja bekanntlich zwei Seiten und das Vorbeigehen ist nicht nur negativ besetzt.
Ich hoffe, dass ihr auch dieses Mal Freude an meiner Auswahl habt, so nebeneinander vorgestellt sind es auf jeden Fall vier sehr unterschiedliche Bücher. Alle haben mich beim Lesen zwischen ihre Zeilen gezogen und jedes einzelne wirkte auf seine ganz eigene Art länger in mir nach.
Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße
Conny
Anmerkung von Bettina: Leider kann ich nicht mehr wie bisher, euch die Bücher direkt verlinken, hier werden sich wohl zukünftig lieber Banner gewünscht, die ich nicht unterstützen werde. Deshalb gibt es für euch zum Vorabgucken nun diese Seite.
Hier bekomme ich (wahrscheinlich ;-))) auch eine Provision, deshalb schreibe ich zur Vorsicht mal Werbung – Affiliate dazu…
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Liebe Conny,
Da hast du mit deinem feinen Gespür für Bücher wieder interessante und verschiedenartige Genres an uns vorbEIziehenlassen.
Interessant finde ich für mich das erste und ich bin sehr überrascht über deine Meinung zu Sarah Biasini- die ist nämlich fein aufgedröselt und das Beste, was ich bisher über das Buch gelesen habe.
Danke für deine interessanten Einblicke. Ich mag deine Rezensionen sehr.
Liebste und sonnige Grüße
Nicole