Hallo! Ich bin Vanessa, Wahlbayerin und somit Zugezogene. Ich übernehme heute das Ruder bei der lieben Bettina mit meinem Gastbeitrag zum Thema Räuchern. Heute möchte ich Dir etwas über eine alte Tradition mit heimischen Pflanzen (und nicht-heimischen Räuchermischungen) erzählen und dieses alte Wissen weitergeben.
Und dann ist plötzlich November…
Jedes Jahr im November bin ich immer wieder von Neuem erstaunt, wie früh es schon dunkel wird. Hatten wir nicht eben noch einen wunderbaren Altweibersommer mit warmen Sonnenstrahlen? Wie schnell doch die Zeit vergeht! Jetzt kann man es nicht mehr leugnen, dass wir straight auf den Winter zusteuern!
Und besonders im Winter und der Weihnachtszeit machen wir es uns zuhause doch gerne gemütlich, igeln uns ein und zünden das eine oder andere Kerzchen oder Teelicht an.
Wir wollen uns das Warme (Licht) und das Gemütliche zurück ins Leben bzw. ins Haus holen, besonders wenn es draußen kalt, windig und dunkel ist. Ich denke, in diesem Zusammenhang kommt die Lebensweise unserer Vorfahren zum Vorschein.
Vielleicht übertreibe ich ja jetzt, aber habt ihr nicht auch manchmal das ungute Gefühl, dass wir nicht wissen, was im Dunkeln so lauert… in der Schwärze der Nacht? Und leider holt uns diese Dunkelheit zu immer früherer Tageszeit ein.
Mein Räucher-Ritual
Frühmorgens, wenn der Raureif noch die Wiese einhüllt, sich auf den Bäumen um die Äste schmiegt und weißlich in der Luft liegt, sich die eine oder andere Eisblume am Fenster gebildet hat, dann liebe ich es, mein Teelicht unter das Metallstövchen zu legen und meine Räuchermischung für den Vormittag auszuwählen.
Das Teelicht und die ätherischen Düfte machen es so gemütlich und warm. Aber auch abends, wenn es dunkel wird und man einen hektischen Tag hatte, kann eine wohlriechende Duftmischung wahre Wunder wirken, um abzuschalten und herunterzukommen.
Wenn man sein Stövchen anzündet, ist es fast ein Zelebrieren, denn die Art und Weise, wie man seine Zutaten auswählt, sie auf dem Gitter verteilt, das Teelicht daruntersetzt und das Ganze dann behutsam zu seinem finalen Platz bringt, hat etwas sehr Feierliches.
Zurück zu alten Traditionen – kennst du die Raunächte?
Bei vielen Menschen ist es inzwischen wieder so, dass sie sich auf die alten und schönen Traditionen berufen. Haben damals nicht vielleicht sogar noch Deine Urgroßeltern die Raunächte gekannt und zelebriert?
Es gibt 12 Raunächte, in denen die Perchten durchs Land fegen und in denen jede Nacht für einen Monat im nächsten Jahr steht.
Gerade in den Raunächten wird geräuchert, um negative Energien und Unglück abzuwenden, sich den Sommer wieder ins Haus zu holen, das Jahr abzuschließen und sich auf sich selber im Hier und Jetzt zu besinnen.
Den Sommer ins Haus zurückholen
Vielleicht fragst Du Dich jetzt: „Wie kann man sich denn, den Sommer ins Haus zurück holen?“
Traditionell sammelt man den Sommer durch Kräuter und Blumen, bindet diese zu kleinen Bündeln und lässt diese im Dunkeln trocknen. So behalten die Pflanzen ihre Farbe und ihren sommerlichen Duft. Daher kann man sich so im Winter „die Farben und Düfte des Sommers“ wieder ins Haus holen.
Gerade während der Raunächte werden gerne Rainfarn, Goldrute oder Johanniskraut wegen ihrer gelben Farbe geräuchert. Sie stehen neben den positiven und schützenden Eigenschaften auch symbolisch für den Sommer und das Licht und bringen wieder Harmonie und Belebung in Dein Heim.
Ich persönlich liebe es im Winter zu räuchern. Meine Favoriten sind vielschichtig. Mal mag ich eine orientalische, fluffig riechende Duftmischung, manchmal ein bisschen Weihrauch, Palo Santo (Holz) oder Zirbelspäne.
Am Liebsten räuchere ich auf meinem Metallstövchen, denn auf diesem kann man Kräuter und auch Harze (am besten mit Alu-Unterlage) schonend und sanft verräuchern lassen.
Je nach Stimmung wähle ich meine Räuchermischung intuitiv aus. Inzwischen würde ich sogar behaupten, die Räuchermischung sucht sich mich aus. Das würde ich auch Dir raten: höre auf Dein Herz und Deine Intuition.
Wichtig ist, dass man nach dem Räuchern (man sollte es auch nicht zu lange anlassen (30-45min)) ordentlich lüftet. So tauschen sich die Energien richtig schön aus! Man sagt, dass sich die negativen Energien an den Duft binden und mit der frischen Luft hinausgetragen werden. Manche sagen auch, dass sich die Luft dadurch anders ionisiert.
Wie mich das Räuchern gefunden hat
Vielleicht fragst Du Dich jetzt, wie ich überhaupt zu diesem besonderen Hobby gekommen bin?
Nun ja, meine Liebe zur Natur und mein Interesse für Pflanzen und Kräuter fingen schon in der Kindheit an, beeinflusst durch meinen Opa, der mir mal sein Pflanzenbestimmungsbuch auslieh.
Irgendwann ist dann dieses Interesse eingeschlafen, aber vor ungefähr vier Jahren ist es wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Und vor zwei Jahren habe ich das Räuchern für mich entdeckt.
Wieder entfacht wurde meine Begeisterung für die Pflanzenbestimmung durch den zufälligen Fund eines alten, dunkelgrünen Schulbüchleins zur Pflanzenbestimmung von Klett, welches noch aus Schulzeiten stammt. Mich interessiert es sehr, welche bunten Pflänzchen da am heimischen Wegesrand wachsen. Oft nehme ich sie mit, bestimme und presse sie in meiner Blumenpresse (auch noch aus der Grundschule) für mein Blumenalbum.
Inzwischen habe ich bei Spaziergängen durch die Natur immer dieses Büchlein dabei. Man weiß ja nie, was zu welcher Jahreszeit so blüht oder wächst.
Die Wirkung von Heilpflanzen
Und irgendwann interessierte mich bei manchen Heilpflanzen nicht nur deren Bestimmung, sondern auch deren Wirkung.
War die eben gesichtete Pflanze essbar? Wenn ja, wie kann man sie weiterverarbeiten?
Ich bin heute immer noch überrascht und begeistert, wie viele Blumen in unserer Natur essbar sind bzw. zu Tees verarbeitet werden können. Ich denke, hier gibt es vieles an Wissen, das irgendwann verloren gehen könnte. Dies wäre sehr schade, denn unsere Natur ist so reich! Man muss nur genau hinschauen!
Trial and Error ;-)))
Ein weiteres Kapitel der Geschichte, wie ich zum Räuchern gekommen bin, war, dass ich mir vor Jahren mal eine Mischung aus Johanniskraut zum Räuchern kaufte. Diese sollte negative Energien abwehren. Dieses Kraut fiel mir irgendwann in einer Winterzeit mal wieder in die Hände – und ab da setzte ich mich mit dem Räuchern bewusst auseinander.
Wie verräuchert man denn nun getrocknetes Johanniskraut?
Eine Freundin schenkte mir eine Kohletablette. Diese sollte ich anzünden und danach das Kraut drauflegen. Soweit die Theorie. Die Kohletablette enttarnte sich allerdings als versteckte Silvesterbombe und Mischung aus Rauchtablette und Wunderkerze.
Was habe ich für einen Schreck bekommen! Es war mehr rauchig, als das irgendwas von dem Duft des Johanniskrautes durchgekommen wäre.
Und die Funken sprühten in alle Richtungen! Nein, das war es also nichts für mich und schon gar nicht für mein Wohnzimmer. Ab da stand für mich fest, dass ich schonend auf einem Stövchen räuchern möchte. Dafür gibt es im Handel verschiedene Metallstövchen für jeden Geschmack.
Das Thema hatte mich gepackt
Je mehr ich mich mit dem Räuchern und der Bestimmung der Heilpflanzen auseinandersetzte, desto stärker drängte mich die Frage, ob man nicht auch selber Blumen und Kräuter zum Räuchern sammeln könnte. Und so kam es, dass ich auf einem meiner sommerlichen Streifzüge etwas wilden Dost mitnahm und zuhause zu einem ersten Räucherbündel wickelte.
Auf den Geschmack gekommen hielt ich nun, wie oben geschrieben, immer Ausschau nach unseren heimischen Pflanzen. Und neben meinem Büchlein als ständigen Begleiter begleiteten mich nun noch Schere und Baumwollbündel.
Also streife ich ab Juni durch die hiesigen Auwälder und halte Ausschau nach Goldrute, Wildem Thymian, Johanniskraut und Co. Gut eingedeckt mit großen Sträußen mache ich es mir im Sommer im Garten gemütlich und binde meine Räucherbündel. Es ist eine fast meditative Arbeit, sehr fokussiert und bedacht darauf, in welcher Zusammenstellung man die Bündel bindet.
Von der Leidenschaft zum Herzens-Shop
Danach werden sie kopfüber in einem Raum im Haus im Dunkeln getrocknet. Nachdem sie über mindestens zwei Wochen getrocknet sind, lege ich sie bis zum Winter in Kartons.
So fing also alles an. Inzwischen habe ich einen kleinen, aber feinen Etsy Shop „Silent Mindfulness“, in dem ich romantisch-magische Räuchersets, veredelt mit natürlichen Heilsteinen und einem Palo Santo Stick mit Botschaft, verkaufe.
Wie findest du nun deine Lieblings-Räuchermischung?
Ich kann dir hier gar nicht raten, welche Mischung für den Anfang am besten geeignet ist, denn das muss man am besten erstmal selber „erriechen“. Was gefällt dir und wovon bekommst du vielleicht schon vom bloßem Riechen Kopfschmerzen?
Ich mag gerne Weihrauch, Copal, Salbei, Lavendel, Muskatblüte, Drachenblut, Sommerblüten oder Harze. Auch Zirbelspäne können einen wohlig warmen Duft verbreiten. Ich liebe auch Palo Santo (Heiliges Holz). Dieses kommt zwar von weit her, aber ich beziehe es aus nachhaltigem Bioanbau.
Dadurch ist es etwas teurer, aber ich kann darauf vertrauen, dass dann alles mit rechten Dingen zugeht. Palo Santo übrigens nutzten die Ureinwohner zum Schutz und für Rituale. Ich zünde es gerne an, denn es ist eine Mischung aus Weihrauchduft und Eukalyptus, wie ich finde. Und wenn es noch gegen böse Energien hilft, dann kann das Ganze nur gut sein.
Habe ich dich nun neugierig gemacht? Probiere doch mal das Räuchern für Dich aus! Das Stövchen wird sich Dich aussuchen und die Räuchermischung auch 😉
Ich wünsche dir viel Freude damit.
Liebe Grüße
Vanessa
Nun übernehme ich, Bettina nochmal, denn zu diesem ganz besonderen Artikel gibt es noch ganz viel zu sagen:
Vanessa habe ich über blogst kennengelernt und begleitet haben wir uns über Insta über ihren Account mrsemilyshore. Dass Vanessa noch eine ganz andere Leidenschaft hatte, darüber wusste ich bis vor kurzem gar nichts.
Sie ist meinem Aufruf gefolgt, als ich euch via Story fragte, was euch zum Thema „entspannter Dezember“ einfällt. „Räuchern“, war ihre Antwort und weil mir diese Begrifflichkeit auch erst vor kurzem das erste Mal in mein Leben purzelte und ich mich nun damit noch gar nicht auskenne, war der Gastartikel eine beschlossene Sache.
Liebe Vanessa, ich finde es grandios, was du über dein Hobby zu erzählen hast und spüre das Potential in dir, diesen Weg für dich weiterzuverfolgen. Dankeschön für diese zauberhafte Einführung in die magische Welt des Räucherns. Ich glaube, dass die Zeit gekommen ist, sich zu öffnen und umzusehen, was die moderne Spiritualität für uns als Geschenk dabeihaben kann. Eine Expertin zum Thema Räuchern haben wir schon mal und die liebevollen Räuchersträuße sind schon vom Ansehen her ein Genuss.
Wenn du nun auch in die Welt des Räucherns weiter einsteigen möchtest: Vanessa findest du auf Insta @silentmindfulness.
Ich hoffe, dir, liebe*r Leser*in, hat dieser erste zauberhafte Ausflug auch gefallen und wünsche dir nun einen schönen Donnerstag.
Donnerstagsfeierliche Grüße
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Liebe Bettina, liebe Vanessa,
ich gebe es zu: Bis eben war ich eine Unwissende, was dieses Thema anbelangt. Ich hatte eine Erzieherin in der Kita, die in der Weihnachtszeit immer ihr Räuchermännchen mitgebracht hat. das hat mich damals sehr fasziniert.
Was Vanessa jetzt zeigt, fasziniert mich auch und es lässt mich darüber nachdenken, Faszination in die Tat umzusetzen. Wer weiß?
Toll finde ich, wie Vanessa in das Thema eingetaucht ist und es zu ihrem gemacht hat.
Alles Liebe
Nicole