Anfang September habe ich zusammen mit der Herzensfreundin die ANNOTOPIA in Bad Mergentheim besucht. Auf diesem Festival wird man dazu eingeladen, sich durch die unterschiedlichsten Fantasiewelten begeistern zu lassen. Außerdem findest du dort viele besondere Verkaufsstände und die Kulinarik kommt auch nicht zu kurz.
Wir hatten eigentlich Sonnenschein bestellt, doch meinte es der Wettergott leider nicht so nett mit uns, so dass wir nach einiger Zeit bereits von einem kräftigen Regenschauer überrascht wurden. Glücklicherweise befanden wir uns zu diesem Zeitpunkt gerade im Verkaufszelt von Marion und Kerim, die dort ihre Taschen und ihre wunderschönen Designmöbel zum Verkauf anboten.
Wir kamen ins Gespräch, ich fing an zu fotografieren und bald war klar, dass Marion eine wahre Alltagsfeierin ist, die eine wunderbare Lebensgeschichte für meinen Blog im Gepäck hatte. Deshalb lud ich sie zu diesem Vorgestellt-Interview ein und hoffe, dass dich dieses genauso erfreut wie es bei mir der Fall ist.
Jetzt übergebe ich an Marion und freue mich sehr, dir diese Powerfrau näher vorstellen zu dürfen:
Hallo Marion, bitte stell dich kurz vor. Was dürfen wir über Dich erfahren?
Ja hallo, ich heiße Marion und bin 55 Jahre alt, lebe am Fuß der Schwäbischen Alb und ich habe zwei tolle erwachsene Söhne. Ich begann mit 14 Jahren eine Damenschneiderlehre im Handwerk und bin diesem Gewerk bis heute treu geblieben aus Freude am Tun, denn es ist ein wunderschöner kreativer und vielseitiger Beruf und ich könnte mir kaum etwas Schöneres vorstellen zu tun.
Wie bist du zur Taschendesignerin geworden?
Da stellt sich erst mal die Frage, warum ich mich selbstständig gemacht habe.
Ich hatte mit 20 einen schweren Motorradunfall und daraus folgte eine Lähmung der linken Hand. Also das Ende einer jeden Handwerkerkarriere. Da ich für mich aber keine Alternative zu diesem Beruf sah, musste ich alles dafür tun, um wieder arbeiten zu können.
Mit Hilfe eines tollen Physiotherapeuten und 1 1/2 Jahren heftiger Arbeit schafften wir es, dass ich grobes Material wieder händeln konnte. So kam ich zu der Arbeit mit Leder. Natürlich gab es so für mich keinen Job auf dem normalen Arbeitsmarkt, da ich schon noch gehandicapt war und somit musste ich mir meinen eigenen Arbeitsplatz schaffen und meldete ein Gewerbe an. Ich hatte dann irgendwann einen Auftraggeber, der baute Beiwägen für Motorräder und dafür nähte ich die Verdeckteile.
Der Stoff war sehr teuer und hochwertig und da ich nebenberuflich Jäger und Sammler bin, kann ich nichts Wertiges wegwerfen und habe die Stoffreste gesammelt. Irgendwann habe ich diese schwarzen Verdeckstoff-Reste mit meinen dicken bunten Lederfäden kreuz und quer zusammengenäht und fand das sehr hübsch und machte daraus meine erste Tasche. Und wie das oft so ist, man wird gefragt, wo das schöne Stück her ist, und hat somit seinen ersten Auftrag. Das war der Beginn des Taschen-Machens. Als die Reste aufgebraucht waren, machte ich mich über meine Lederkisten-Reste her. Das Material und die Ideen gehen bis heute nicht aus.
Du illustrierst auch Kinderbücher. Wie kam es dazu?
Ich habe vor ca. 5 Jahren meinen ersten Kalligrafie-Kurs besucht und habe an Weihnachten kalligraphisch selbstgestaltete Karten verschickt. Meine Cousine Bärbel war darüber so entzückt, dass sie mich gefragt hat, ob ich Lust hätte, eine ihrer selbstgeschriebenen Kindergeschichten in schöner Schrift auf Papier zu bringen.
Sie selber ist Pädagogin und in der Zwischenzeit hauptberuflich Musikerin. Nun denn, es war ja Winter, die Abende sind lang, einen Fernseher habe ich schon lange nicht mehr, also wird das Wohnzimmer zum Arbeitszimmer umgestaltet und es wird nächtelang geschrieben und gemalt. Und auch hier, jeder, der das Ergebnis sah, hat gemeint, wir sollten doch ein Buch draus machen.
Das Ergebnis ist in der Zwischenzeit 3 Kinderbücher mit meiner Cousine zusammen und noch eine kleine Broschüre, um Kindern zu verdeutlichen, was Obdachlosigkeit ist. Und diese Geschichte gibt es auch als Hörbuch auf YouTube:
Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button von dort geladen und abgespielt. Ab dann gelten die Datenschutzerklärungen von Google.
Möchtest du eine dieser Broschüren? Dann schreib kurz einen Kommentar, Marion stellt neben der Verlosung der drei Bücher auch noch bis zu 20 Broschüren “Emmi & Joka” zur Verfügung.
Wie die Broschüre über Obdachlosigkeit entstanden ist
Noch eine kleine Geschichte zu der Broschüre über Obdachlosigkeit.
Mir ist es eine Herzensangelegenheit, die ich gerne erwähne, weil es zeigt, dass es Wunder gibt. Ich wurde vor 5 Jahren per Mail von einem Michael angefragt, ob ich ihn als Praktikanten annehmen wolle, er müsse mir aber gleich sagen, dass er obdachlos ist. Ich hatte geantwortet, dass er vorbeikommen soll und wenn wir uns sympathisch sind, dann kann er gerne ein Praktikum bei mir machen.
Die Sympathie war sofort gegeben und somit hatte ich einen gelehrigen Mitarbeiter. Doch leider verschwand er nach geraumer Zeit grußlos. Wochen später bekam ich einen Brief, in dem er sich für sein Verhalten entschuldigte, er hatte wohl Schwierigkeiten mit dem Amt und ist deshalb verschwunden. Wir blieben die ganzen Jahre in Kontakt und ich bekam mit , als er seine treue Hündin einschläfern lassen musste.
Da hatte ich große Sorgen, wie er das verkraftet. Und er ist dann auch tatsächlich in einer Psychiatrischen Klinik gelandet. Letztes Jahr bekam ich von ihm einen Brief, dass er in Stuttgart wohnt und heiraten wird. Er hat seine Katja in der Klinik kennengelernt. Die Hochzeit war ein tolles Fest. Und jetzt setzen er und seine Frau sich für Obdachlose ein.
Es gab im Juni einen Obdachlosenwohlfühltag mit lecker Essen, Friseure waren vor Ort, ein Tierarzt, ein Optiker, Live Musik, ein mobiler Hausarzt mit Praxis auf dem LKW, Kleiderausgabe und viele wertvolle Gespräche. Und für diese Veranstaltung hat auf Wunsch von Michael meine Cousine eine kleine Geschichte geschrieben, von mir illustriert, die Kindern erklären soll, was Obdachlosigkeit ist und wie es dazu kommen kann.
Mein liebster Spruch lautet: „Glaube nicht an Wunder, verlass dich auf sie.“
Was treibt dich an, was beflügelt dich und an welchem neuen Projekt arbeitest du?
In mir scheint ein Perpetuum mobile verbaut zu sein. Es läuft und läuft immerwährend und steht nicht still. Es sind immer Bilder im Kopf, die Realität werden wollen, eine nicht enden wollende Neugier auf alles, die Lust an Schönem, die Lust am Tun. Die nächste Geschichte, die zum Buch werden will, liegt schon lange in der Schublade meiner Cousine und der nächste Winter kommt sicher.
Und weitere Projekte habe ich mit meinem Freund Kerim in den letzten 4 Jahren gemacht. Wir retten alte Möbel vor dem Sperrmüll und machen Kunstwerke draus. Da entstand ein Frida Kahlo Sofa, ein Monet Sessel, eine englische Lizzy, eine Viktoria und noch vieles mehr und auch da steht bereits das nächste Projekt im Keller.
Ohne Kerims Impulse wären diese Kunstwerke nicht entstanden. Wir haben uns vor 5 Jahren kennengelernt, wie Magnete voneinander angezogen und machen seither alles miteinander. Er hat die Ideen und ich bin der Part, der die Ideen ins Umsetzen bringt. Handwerklich teilen wir uns das fifty-fifty auf.
Wie zelebrierst du deinen Alltag feierlich?
Meine Freunde kennen den Satz ,,Marion bei ihrer ersten Tasse Kaffee und sie denkt übers Leben nach.“ Ich denke, es ist mit der intensivste Zeitraum am Tag, den ich wirklich zelebriere. Da nehme ich mir ganz bewusst Zeit und denke über Familie, Arbeit, Freunde, Vergangenheit, Zukunft und die Fragen des Lebens nach. Und das ist auch die ideenreichste Zeit des Tages.
Was sind deine Wünsche für die Zukunft?
Ich würde mir wünschen, dass die schönen Projekte, die wir gemacht haben, verkauft werden können, denn nur so macht es Sinn, neue Projekte zu starten.
Gibt es einen Song in deinem Leben, der dich ganz tief berührt oder dich schon lange begleitet?
Ja, und zwar David Bowie mit „Life on Mars“. Dieser Song begleitet mich täglich als Klingelton. Eine schöne Geschichte, die mir dazu einfällt, ist, dass Bowie seit meiner Jugend mein Musikerheld ist und ich hatte mir immer gewünscht, ich hätte auf einem Konzert in Berlin in den 70er Jahren dabei sein können, doch weiß jeder, das, was vorbei ist, kann man nicht mehr erleben. Doch dann war in Berlin Bowie Weltausstellung, da bin ich natürlich hin. 4 Stunden anstehen für eine Eintrittskarte. In der Ausstellung war ein Raum: an allen 4 Wänden die Bühne des besagten Berliner Konzertes projiziert mit Dolby surround Sound. Es war gefühlt wie live dabei in den 70ern. So fühlt sich für mich GLÜCK an.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.
Ein Tag für dich alleine! Was fängst du damit an?
Das lässt sich gar nicht pauschal beantworten. Das ist sehr wetterabhängig. Bei schönem Wetter werde ich den Tag draußen verbringen, laufen, Radfahren oder Paddeln gehen. Bei schlechtem Wetter find ich es auch mal schön, gar nicht aufstehen zu müssen und mit einem Kaffee und einem guten Buch den Tag gut sein zu lassen.
Hast du einen besonderen Tipp für den Alltag, den du uns verraten würdest?
Sich grundsätzlich nicht stressen lassen.
Beschreibe dich mit drei Worten.
Tiefenentspannt, freundlich, interessiert.
Welche Eigenschaft neben Mut, braucht deiner Meinung nach eine Selbstständige noch?
Freundlichkeit. Denn damit kommen die richtigen Kunden zu dir. Und vielleicht auch mal ein Gewinnspiel ; -))), das findest du im Anschluss zum Interview.
Wo kann man dich finden?
In meiner Werkstatt in Bargau. Ich habe auch eine Homepage, die ich nicht sehr pflege, denn ich verbringe nicht gerne Zeit vor dem Bildschirm. Auf Instagram wohl unter Firlefanz (die Dinge hat mir mein Sohn eingerichtet, deshalb weiß ich es nicht genau) und auch auf Facebook unter Marion Zander oder auch „make“ was das Kürzel zu Marion & Kerim ist. Ich weiß, dass es wichtig ist, im Internet präsent zu sein, aber ich verbringe meine Zeit lieber an der Nähmaschine oder am Maltisch.
Liebe Grüße
Marion
Liebe Marion, ich danke dir für dieses ganz besondere Interview, das wieder einmal zeigt, wie toll es ist, wenn durch einen Zu-Fall und ins Gespräch-Kommen solch ein schöner Austausch entsteht. Deine wunderschöne Tasche, die ich bei dir gekauft habe, begleitet mich fast täglich und ich bin froh, dass ich mir diesen Glücklichmacher gegönnt habe.
Ich wünsche dir und Kerim das Allerbeste und ich danke dir, dass du sogar noch Geschenke für meine Leser:innen mitgebracht hast.
Gewinnspiel
Ich freue mich sehr, dass ich jeweils eines der drei Bilderbücher an dich verlosen kann:
- Der Maulwurf und die Fledermaus
- Karakara und die Farben
- Wie die kleine Feldmaus ihren Namen bekam
Wie kannst du teilnehmen?
Kommentiere einfach hier und/oder auch unter dem Instaposting (doppelte Gewinnchance), dass du mit in den Lostopf möchtest – fertig! Wenn du magst, dann schreibe auch gerne dazu, welches der Bücher du möchtest. Wir werden versuchen, dir deinen Wunsch zu erfüllen.
Außerdem stellt Marion auch noch 20 Exemplare der Broschüre zur Obdachlosigkeit kostenlos zur Verfügung. Bitte gib einfach kurz in deinem Kommentar an, ob dich diese auch interessiert.
Und hier noch das nötige Kleingedruckte
Das Gewinnspiel läuft bis zum erscheinen des Oktobernewsletters (Mitte Oktober), bis 23:59 Uhr. Die Auslosung erfolgt im Anschluss per Zufallsgenerator, die Gewinner werden von Bettina ausgelost und per Mail und Antwort über die Kommentare benachrichtigt.
Die Gewinne werden direkt von Marion verschickt. Die übermittelten Daten werden nur dafür verwendet. Mitmachen kann jeder ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Die Preise können nicht getauscht und die Gewinne nicht übertragen werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Ein Erwerb von Produkten und Dienstleistungen von diealltagsfeierin.de oder von Marions Atelier beeinträchtigen den Ausgang des Gewinnspiels nicht.
Ich drücke dir nun die Daumen und wünsche dir einen schönen Tag.
Liebe Grüße
P. S. Möchtest du immer sonntags einen Überblick der veröffentlichen Artikel der letzten Woche? Dann abonniere hier die wochenendfeierliche Wochenpost.
Ein tolles Vorgestellt-Interview. Danke dafür! Ich nehme gerne an der Verlosung teil. Ich finde alle Bücher toll und würde mich freuen – besonders ins Auge ist mir allerdings der Maulwurf und die Fledermaus gefallen. Auch die Broschüre interessiert mich.
Liebe Grüße
Liebe Bettina, ich finde es immer wieder faszinierend, was doch der Zufall immer wieder für uns alle bereithält. Ich finde es beeindruckend und mitmachend, was du, liebe Marion, erschaffst und bewegst. Mein Patenkind ist Erzieherin und ich möchte die Chance nutzen und an Eurem Gewinnspiel teilnehmen und auch eine Broschüre nehmen, wenn noch eine verfügbar ist. Ich bin mir sicher, dass die Kleinen sich ganz sehr darüber freuen. Danke für die schöne Möglichkeit dich und dein Tun kennen zu lernen.
Gerne würde ich mit einem Exemplar des liebevoll gestalteten Bilderbuches “Karakara und die Farben” bedacht werden und zudem die Broschüre zu der Thematik “Obdachlosigkeit” lesen.
Sehr symphatische Frau, tolles Interview
Ich nehme gerne an der Verlosung teil, egal welches Buch.
die Broschüre über Obdachlosigkeit interessiert mich auch.
Ein tolles Vorgestellt-Interview, super interessante “Lebensgeschichte”. Und die ausgesuchte Tasche ist ein Traum! Gern nehme ich an der Verlosung teil – egal, welches Buch, da lass ich mich gern überraschen. Eine Broschüre über Obdachlosigkeit Interessiert mich auch. Herzliche Grüße