Seelensachen Nr. 38  * Über große Herausforderungen und das Loslassen (müssen) *

Seelensachen Nr. 38 * über Herausforderungen und das Loslassen (müssen) *

Seelensachen Nr. 38  * über große Herausforderungen und das Loslassen (müssen) *

Das letzte dreiviertel Jahr (wenn du jetzt mitgerechnet hast, dann merkst du ganz schnell, dass ich eigentlich das ganze bisherige Jahr meine) hatte es in Sachen Herausforderungen wirklich in sich:

Abschlussprüfung zwei meiner Mädels. Menschen, die meinten, mir ganz übel mitspielen zu wollen. Dadurch entstehende finanzielle Verluste (im Rahmen, aber trotzdem nicht in Ordnung). Ein Fernstudium zur Fotodesignerin. Mama sein und die eigene Firma vorwärts bringen. Die plötzliche Erkrankung meines Papas und sein viel zu schnelles Sterben. Die immer weiter fortschreitende Demenzerkrankung meiner Schwiegermutter und die daraus entstehenden Belastungen für meine Familie. Der neue Lebensabschnitt zweier meiner Töchter, der vor allem der einen so gar nicht leicht fällt. Meine Abschlussprüfung, die zeitgleich mit der Diagnose meines Vaters ins Haus flatterte.

Seelensachen Nr. 38 * über Herausforderungen und das Loslassen (müssen) *

Ja, ich glaube das war es so im Großen und Ganzen und wenn ich das bewusst so aufschreibe, ist es kein Wunder, dass ich mich so fühle wie ich mich eben gerade fühle: Überfordert, frustriert und auch ein bisschen bockig, weil ich einfach gerne mal ein bisschen mehr Fokus auf meine eigenen Bedürfnisse legen würde.

 Leben ist das, was passiert, während du eifrig deine eigenen Pläne schmiedest! (John Lennon)

Und das Leben mag es bei uns in der Familie nun mal gerne herausfordernd.

Immer schön positiv bleiben!

Ein positives Mindset herzustellen, in dem in dem ich mir da selbst oberste Priorität einzuräume, da gelingt mir ganz oft einfach nicht mehr. Denn was will ich denn da schönreden und wie soll da mein Kaffee-Highlight am Morgen ausreichen, mich durch den Tag zu bringen, wenn schon die nächste Hiobsbotschaft vor der Türe steht.

Es ist auch nicht meine Art, dir eine Geschichte vom Pferd zu erzählen, wie easy peasy ich alles so rocke.

Mir hat es schon mehr als zugesetzt, dass ich die Erkrankung meines Vaters so totschweigen musste. Er wollte nicht, dass ich das kommuniziere, nicht mal ansatzweise (denn das hatte ich in einem Posting auf Instagram getan), und somit musste ich dir/euch wirklich etwas vorspielen, denn meinen täglichen Blog auf Insta konnte ich dadurch leider nicht authentisch befüllen.

Seelensachen Nr. 38 * über Herausforderungen und das Loslassen (müssen) *

Nicht drüber reden dürfen? Also einfach weglassen!

Zwischen Pfingsten und dem Beginn der Sommerferien war ich zwischen Altertheim und Meiningen unterwegs und die einfache Strecke von ca. 2,5 Stunden hat alleine schon ausgereicht, mich an den Rand meiner Belastbarkeit zu bringen. Ganz zu schweigen von der emotionalen Belastung, die damit einhergeht, wenn ein wichtiger Mensch deines Lebens so schwer erkrankt und du nichts tun kannst außer ihn zu begleiten.

Mir, der es hilft darüber zu schreiben und der es dann selbst ansatzweise versagt ist, dies zu tun, hat das auch extrem zugesetzt. Dieses Totschweigen, Unter-den-Tisch-Kehren, dazu bin ich eigentlich nicht mehr bereit. Ich habe mich aber diesem Wunsch gefügt und das war auch richtig so. Nicht leicht für mich, aber richtig.

Diese Herausforderung hatte natürlich Auswirkungen auf unsere ganze Familie, denn zwei der Mädels steckten zu diesem Zeitpunkt selbst gerade in ihrem Abi bzw. in der Abschlussprüfung zur Mittleren Reife.

Abschlüsse feiern, während der eigene Vater versucht zu überleben, wie soll das gehen? Also Maske auf und das Beste daraus machen, denn dieser Lebensabschnitt meiner Töchter wird sich auch nicht wiederholen.

Seelensachen Nr. 38 * über Herausforderungen und das Loslassen (müssen) *

Während ich bei meinem Vater war, hatte der Göga schön regelmäßig mit der Erkrankung der Schwiegermutter zu tun. Pünktlich zum Beerdigungstermin kam sie z. B. ins Krankenhaus.

Wieder mussten wir uns zerteilen und konnten doch nichts und niemandem gerecht werden.

Keep on going!

Trotzdem versucht man, irgendwie alles am Laufen zu halten und das zu minimieren, was mir eigentlich guttut: regelmäßiges Kochen, Arbeiten und das Haus in dem Zustand halten, in dem es gut bewohnbar ist,  fotografieren, Artikel schreiben und Kundenacquise betreiben.

Dafür aber wenigstens zum Sport gehen und die Trauer oder Überforderung mal wegzutanzen. Herzensfreundinnenzeit zelebrieren, weil in der eigenen Familie keiner mehr Kraft hat, sich auch noch gegenseitig wirklich zu unterstützen. Wobei, unterstützt haben wir uns schon: wir waren einfach da, das war schwer genug und das kann uns keiner mehr nehmen.

Meine eigene Abschlussprüfung habe ich geschoben und geschoben, präsent war sie trotzdem immerzu und ständig und auch das hat mich mehr als einmal regelrecht verrückt gemacht.

Jetzt ist sie eingereicht und was nun passiert, liegt nicht mehr in meiner Hand. Abgeben und Loslassen, das fällt mir gerade immer noch schwer.

Wo ist Platz für Selbstfürsorge?

Zeit zum Trauern hatte ich bis jetzt nicht wirklich, das überfällt mich eher so unvorbereitet und spontan. Ich denke aber, dass das auch gut so ist, denn mich darauf einzulassen, davor habe ich ganz viel Respekt.

Meine Psyche sucht sich da ihre Helferlein: Verdrängung kann auch mal hilfreich sein.

Ich spüre auch eine große Sehnsucht in mir. Gerne dürfte es mal wieder rund und easy laufen.

Ich möchte mich gerne um meine berufliche Zukunft kümmern und meine persönlichen Herzhüpfereien zelebrieren und genießen können.

Deshalb war ich im September auch so viel unterwegs, denn ich habe mal wieder eine große Dosis „das Leben ist schön“ gebraucht.

Auch vermisse ich meine Routinen, das Alleinsein im Haus, welches  durch veränderte Arbeitszeiten des Gögas und dem Beginn des Studiums des Fräulein Alltagsfeierin einfach sehr selten bzw. gar nicht mehr gegeben ist.

Dieses riesengroße Bedürfnis ist für viele auch befremdlich, aber eben die Wahrheit und ich kenne viele, denen es so geht, die sich aber gar nicht trauen, das laut auszusprechen, weil es so gerne als Ablehnung gegenüber der Familie gewertet wird.

Das ist es überhaupt nicht, aber das Menschen verständlich zu machen, die das so gar nicht empfinden, ist eigentlich nicht möglich.

Auch die Aussage: „Mensch, genieße es, sie sind schneller groß als du denkst!“, zeigt nur, dass ich nicht verstanden werde. Denn dieses Bedürfnis hat absolut nichts damit zu tun, dass ich sie „loshaben möchte!  Von solchem Missverstehen habe ich mich allerdings auch frei gemacht, denn ICH muss mich darum kümmern, was MIR guttut und MIR hilft, diese Lebensphase zu rocken und eben nicht daran zu zerbrechen.

Mich an neue Umstände zu gewöhnen und mich wieder ganz bei mir zu fühlen, das kann bei mir dauern und diese Zeit werde ich mir auch geben.

Die kräftigsten Bäume wachsen unter den schwierigsten Bedingungen. (J. Willard Marriott)

Puuuhhh – ganz schön viel, was da aus mir herauswollte und ich wäre nicht die Alltagsfeierin, wenn ich nicht doch auch noch etwas Positives habe, was ich aus dieser belastenden Zeit mitnehmen könnte:

  • Manchmal müssen Lösungen mit dem Holzhammer getroffen werden, denn weichgespült hilft leider nicht immer.
  • Im „Menschenaussortieren“ werde ich besser und besser und wer das als hart empfindet, kann davon ausgehen, dass er nur einen Bruchteil der tatsächlichen Wahrheit kennt.
  • Bis jetzt bin ich immer einmal mehr aufgestanden als liegengeblieben und auch mein Krönchen sitzt an Ort und Stelle (zugegebenermaßen oft etwas schief).
  • Ich kann immer weniger meinen Mund halten und werde die daraus entstehenden Konsequenzen tragen.
  • Manchmal funktioniert „Familie“ einfach – nicht im Entferntesten perfekt und mit vielen Schrammen, von denen man sich auch erholen muss.
  •  Ich habe ein Netz, das mich auffängt, schlimme Zeiten mit mir aushält und mich bedingungslos so nimmt, wie ich nun mal bin. Danke dafür!!!!!
  •  Persönlichkeitsentwicklung findet nicht in Eitel-Sonnenschein-Phasen statt, sondern zeigt sich meist gewaltig nach durchstandenen Krisen.
  •  Alltagsfeierei funktioniert mal mehr, mal weniger, aber ein Fünkchen Hoffnung konnte ich mir so immer noch bewahren.
  • Ich darf stolpern, meine Projekte pausieren lassen oder immer wieder von vorne anfangen. Das Leben läuft nicht geradeaus und genau das ist menschlisch und darf auch so kommuniziert werden.
  • Lass dich nicht blenden vom vermeintlich PERFEKTEN, da liegen meist die größten Leichen im Keller.
  • „Was ist für mich gerade hilfreich?“ Diese Frage darf in deinem Tag immer Platz haben.
  • Alles hat seine Zeit: Staub ist geduldig und Karma wird es richten.

Seelensachen Nr. 38 * über Herausforderungen und das Loslassen (müssen) *

Bye, bye ihr lieben Herausforderungen !?!

Jetzt hat der Oktober begonnen und gerade scheinen sich einige Dinge in die richtige Richtung zu entwickeln. Ich hoffe mal vorsichtig, dass es jetzt wieder aufwärts geht und ich bald den Raum bekomme, den ich so dringend brauche, mich um meine Bedürfnisse wieder optimaler kümmern zu können.

Denn eines möchte ich dir ganz zum Schluss mitgeben: Wenn es dir gut geht, dann hast du auch genügend Kraft, das an deine Familie weiterzugeben und deshalb #selbstfürsorgerocks.

Ich wünsche dir morgen einen feierlichen  Feier-Tag, der bei uns ganz im Zeichen des Geburtstages meiner Schwiegermutter steht.

Mittwochsfeierliche Grüße

 

Bettina

P. S.: Noch mehr Seelensachen findest du hier.

Merk's dir für später!
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6 Kommentare

  1. Oh Bettina! Das tut mir alles in der Seele weh, das zu lesen. Aber du bist so ein wundervoller starker Baum!
    Du gibst auch Kraft, indem Du darüber so offen berichtest, wie kraftlos man werden kann durch die Umstände.
    Schön, dass du das gemeistert hast- natürlich und wahrscheinlich mit vielen seelischen Schrammen und eventuell auch Narben… aber Bäume brauchen auch Regen und Wind!
    Alles Liebe, Fidi

  2. Liebe Bettina,
    Deine Worte sind mir sehr nahe gegangen, auch weil ich mich da ziemlich gut wieder erkenne. So schwierige Zeiten habe ich auch schon mit gemacht. Aber man wächst auch an diesen Situationen.
    Das „schweigen müssen“ ist aus Sicht Deines Papas bestimmt zu verstehen, auch wenn es für Dich schwer war.
    Deine Trauer um ihn braucht Zeit und verändert sich. Wenn das drumherum sich wieder entspannt, kann man das alles erstmal verarbeiten.
    Liebe Bettina, ich schicke Dir eine feste Umarmung ?, und wünsche Dir, dass Du Deine Alltagsfeierei wieder zelebrieren kannst! ? Und wenn das Krönchen ein bisschen schief sitzt, kann das doch auch ganz hübsch aussehen! ?
    Liebe Grüße,
    Melanie

  3. Danke liebe Bettina für diesen wunderbaren Artikel und den Einblick in deine Seele und dein Leben. Alles Liebe für Dich!!!

  4. Meine liebe Bettina, Süße…

    Dieses verdammte jemandem gerecht werden zu müssen, das im Grunde doch ein Wollen ist, weil wir es eben nicht anders gelernt haben, hindert uns oft daran, dem wichtigsten Menschen im Leben gerecht zu werden: Uns selbst.

    Aber wie sollen wir auch über uns erfahren, zu uns finden, wenn wir von außen immerzu getriggert werden? Die Trigger funktionieren, weil wir jahrelang konditioniert wurden, und es ist so schwer, da raus zu kommen.

    Nichts muss immer schön und gut sein (auch wenn es schön wäre 🙂 ), wir müssen nicht immer perfekt sein (gibt es nicht), und es gibt keine Patentlösung! Wenn Dir jemand diese Sätze zu der Zeit mit Deinen Kindern sagt, hat er/sie nicht verstanden, um was es geht. Nämlich das liebevolle Loslassen, das sich eben auch in der Zeit äußert, in der wir mit uns selbst mal ganz alleine sein wollen.

    Wie Du weißt, zelebriere ich diese Zeit. Und ich habe viel dafür getan, sie mir zu nehmen. Das bedeutet auch viel Loslassen, denn es gibt durchaus Momente, in denen ich ganz alleine da stehe – weil ich in anderen Momenten alleine sein wollte.

    Alles hat seinen Preis. Und wir entscheiden, welchen wir dafür zahlen wollen oder auch können.

    Ich denke gerade viel nach in der Zeit, in der ich zur Ruhe gezwungen wurde und auch mal wieder zu mir kam.

    Was ich Dir aber unbedingt mitgeben möchte: Wenn Du mal wieder schweigen „musst“, dann schreibe für Dich. Es ist nicht wichtig, dass Andere davon lesen. Es ist wichtig, dass es aus Dir raus geht, und das darfst Du so oft und so umfangreich machen, wie es Dir gut tut. Du hast ja auch schon an Deine Freundin geschrieben – diese Briefe kannst Du ja auch mal unveröffentlicht lassen. Weißt Du sicher, aber ich wollte da nun auch mal sichergehen.

    Fühl Dich lieb umarmt, und ich entschuldige ich mich dafür, dass ich trotz der Ruhephase erst heute gelesen habe…

    Alles Liebe und viel Kraft – denk an Dich
    Birgit

  5. Sunnylivesnow

    Ach Bettina, hier läuft i.M.vieles ähnlich wie in deinem Leben und ich hätte meine psychische und seelische Verfassung nicht besser beschreiben können. Leider fehlt mir ein wenig der Rückhalt, das Netz, der doppelte Boden, aber irgendwie wird Karma es schon richten. ?#wirrockendas

    • Liebe Sunny,

      ich wünsche dir, dass du auch Unterstützung findest und du nie den Mut verlierst.

      Sorg gut für dich.

      Liebe Grüße

      Bettina

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