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Hallo, ich bin Fidi. Ich habe viele unterschiedliche Interessen, denke gerne nach und leider manchmal zu viel, ich mag die Natur und Flohmärkte. Habe Wanderlust und mag Tiefergehendes. Melancholie ist mir auch nicht fremd, himmelhoch jauchzen kann ich auch. Ich wohne im Westmünsterland an der Grenze zu Holland. Deswegen mag ich auch gerade sehr diesen niederländischen Spruch:
„Als je goed om je heen kijkt zie je dat alles gekleurd is.“
Das heißt: Wenn du dich gut umschaust, siehst du, dass alles farbig ist. Deswegen habe ich auch ein Schwarzweißbild von mir.
„Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen.“ (Alexandre Dumas)
„Führe ich das Leben, das ich führen möchte?“, diese Frage am letzten Freitag von Bettina bei #diefreitagsfragerei auf Insta rüttelte mich wach.
Ich stelle sie mir unterbewusst sehr oft, da ich mich oft nicht in Balance fühle.
Manchmal gibt es Phasen, da könnte ich Bäume ausreißen, ich habe tolle soziale Kontakte und gestalte Beziehungen, ganz in meinem Element.
Glaubenssätze und Co
Dann gibt es diese Tage, an denen bin ich mir selbst fremd. Da soll der Tag mit seinen Anforderungen nur schnell vorbeigehen und ich will dieses Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmung in meinem Leben zurück. Das ist manchmal wirklich kein Zustand!
Dazu kommen auch noch die Glaubenssätze und Sinnsprüche, die in meinem Bewusstsein und vor allem Unterbewusstsein so stark verankert sind:
- „Das Leben ist kein Ponyhof.“
- „Wir sind hier nicht bei Wünsch-Dir-Was.“
- „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
Und sogar good old Goethe soll gesagt haben:
-
„Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.“
Was mache ich nun daraus? Wie finde ich heraus, ob ich das Leben führe, was ich führen möchte, denn es ist ja für jeden von uns ein Leichtes, zu merken, wenn ich es nicht so führe, wie ich es führen möchte…
Muss ich, wie Alexandre Dumas sagt, einfach nur die Brille wechseln?
Wenn ja, was kann mir konkret dabei helfen?
Es gibt eine Technik, die mich sehr anspricht, das ist, sich selbst Skalierungsfragen zu stellen. Dazu teilt man sein Leben in so viele Bereiche auf, wie man möchte, und skaliert:
- Wie wohne ich?
- Wie gesund fühle ich mich?
- Habe ich Hobbies, die mich ausfüllen?
- Wie ist meine Beziehung zu PartnerInnen, Eltern, FreundInnen, Bekannten oder NachbarInnen, KollegInnen?
- Wie schlafe ich?
- Wie groß sind meine Wünsche jeglicher Art?
- Wie mache ich Urlaub?
- Wie steht es um meine Erholung?
Und dann ehrlich auf einer SKALA von 1-10 zu notieren, wie es um diese einzelnen Bereiche bestellt ist.
Und das auch mal länger beobachten. Vielleicht ist meine Beziehung zu meinen Eltern heute eine 8 und nächste Woche eine zwei, weil sie mich immer noch wie ein kleines Kind behandeln…Vielleicht pendelt es sich aber nach einiger Zeit auf einen anderen Wert ein. Dies ist alles subjektiv und natürlich kann diese Selbstbeobachtung dazu führen, dass man alles etwas dunkler sieht, aber vielleicht auch heller…
Eine Frage der Perspektive
Denn es ist eine Frage der Perspektive. Menschen, die sich mit dem Tod beschäftigen, wissen das. Von der eigenen Endlichkeit her gesehen, können wir einen Perspektivwechsel vornehmen.
Dazu gibt es schon viel populärwissenschaftliche Literatur, dieses war vor ein paar Jahren ein Bestseller:
„5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden“* von Bronnie Ware
Das Leben vom möglichen Ende aus zu betrachten beziehungsweise von einer weiter entfernten Zukunft, kann helfen, Abstand zu gewinnen und neue Einblicke zu erhalten.
Das ist die Technik des Relativierens. Diese anzuwenden, fällt mir, bei einigen Dingen, die mich bewegen, sehr schwer.
Auch wenn andere meine eigenen Befindlichkeiten herunterspielen, kann mich das sauermachen, (z. B. „Geh mal in ein Krankenhaus, dann weißt du, was Probleme sind!“ oder: „Guck mal nach Afrika, was die da haben“ sind so Sprüche, die mir dazu einfallen.)
Dies kann fehlende Empathie des Gegenübers sein, aber eventuell auch eine Überforderung mit der gehörten Aussage umzugehen, weil man beim Gesprächspartner mit dem Aussprechen der wahren Befindlichkeiten, zu einer Reflexion über das eigene, aktuelle Leben anstößt, die vielleicht so gar nicht in dessen Kram passt.
Und das kann unangenehm sein. Und viele schütten es zu, werden Workaholics,eben hedonistisch und können auch nicht mit sich allein sein.
Coping-Strategien?
Nicht nur. Wenn man selbst unzufrieden ist, muss man auch aufpassen, nicht arrogant zu werden. Viele Menschen sind wirklich glücklich mit ihrem Leben. Sie sind zufrieden. Sie zweifeln nicht, sie leben es.
Und das ist wieder die Brücke zu einem selbst, genau da möchte man ja auch hinkommen, oder?
Das ist wie die kleine Geschichte mit dem Angler. Die Parabel von Heinrich Böll zeigt nochmal, worum es eigentlich geht, beim Streben nach Glück:
Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral (Quelle Wikipedia.org)
So ist die Ausgangsfrage von Bettina, die mich so ins Nachdenken gebracht hat, auch immer mit Bewertung verbunden. Aber es wäre aus meiner Sicht fatal, nun alles umkrempeln müssen zu wollen.
Vielleicht sind es kleine Dinge, die man selbst ändern kann, nicht nur ein Lottogewinn. Auch da gibt es ja Studien, die herausgefunden haben, dass die Menschen ungefähr ein Jahr nach dem großen Gewinn wieder auf das Zufriedenheitslevel von vorher absinken. Interessant, oder?
Tequila oder Limonade?
Die kluge Formulierung der Frage zeigt aber vor allem eines: Keiner ist vor dem Schicksal gefeit, jeder kann mal Zitronen erwischen… Nicht jedeR ist in der Lage, sofort Limonade daraus zu machen, weil man das noch lernen muss. (Hier findest du übrigens eine Anleitung für einen Zitronensirup dazu – kleine Anmerkung aus dem Off von der Alltagsfeierin ;-))))
Und dann gibt es auch noch den Sekundärgewinn, denn Klagen und Jammern kann uns auch Zuwendung und Hilfe geben…
Alles nicht so pusteblumenleicht…Manchmal kann ein Tee mit Zitrone helfen, manchmal wählen wir Tequila…;-)))).
Aber: Wir haben dennoch viele Bereiche unserer Lebensgestaltung in der Hand, wir können entscheiden. Wir haben Macht über unser Leben und seien die Bereiche noch so klein, an denen wir an der Skalierung schrauben können.
Unwohlsein und Unzufriedenheit überzuführen in die Tat, das kostet Mut und Kraft. Aber das ist eine andere Geschichte und kann hier jetzt nicht erzählt werden ;-). Das hebe ich mir vielleicht für einen anderen Zeitpunkt auf.
„An das Leben glauben wir, wir: mitten im Tod. Das sind wir, wir Illusionslosen mit den großen unmöglichen Rosinen im Kopf. (Wolfgang Borchert)
Ich wünsche dir einen guten Tag – Tequila oder Tee mit Zitrone? Du hast die Wahl.
Liebe Grüße
Fidi
P. S.: Du möchtest mehr von Fidi lesen? Auf ihrem Blog dunkelrot.de hast du dazu Gelegenheit.
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… wunderbar geschrieben ???? LG Evelin- und hoffentlich bis bald mal wieder
Evelin, danke!!! KUSSIS UND BUSSIS an dich von mir! Ich wollte dir nur sagen, ich lerne auch soviel von DIR!
Liebe Nicole, DANKE für dein Feedback.
Ja, das Gefühl habe ich, mehr oder weniger… 😉 Ja, das auf und ab gehört definitiv dazu und sollte auch nicht vermieden oder verdrängt werden. Aber die grundsätzliche Richtung sollte schon stimmen und irgendwo sollte das Leben auch zu den eigenen Bedürfnissen passen— zumindest in manchen Bereichen… Ich arbeite weiter daran.
Ganz herzliche Grüße an DICH, Fidi
Liebe Fidi,
genau das ist es, was Empathie ausmacht- sich in das ‚Problem‘ des Gegenübers einzufühlen. Zu akzeptieren, dass es letzte Woche eine 8 und diese Woche eine 2 ist. Und dann zu überlegen warum.
Ich kann mich in vieles von dir geschriebene einfühlen. Gerade zur Zeit..
Mein Gefühl ist, du bist auf dem besten Weg. Das Leben zu führen, das wir uns wünschen, wird aber auch 8 und 2 beinhalten. Denn das ist das Leben…
Liebe Grüße
Nicole