#mehrnährwert in der Lebensmitte – Clara von wechselleben.de

Clara von Wechselleben.de: #mehrnährwertinderlebensmitte

#mehrnährwert in der Lebensmitte

Als Bettina im Januar ihr Jahresmotto #mehrnährwert ausgab, war mir schnell klar: #mehrnährwert ist für mich die Devise für die ganze Lebensphase, in der ich gerade stecke – die Wechseljahre. In den ersten 20 oder 30 Jahren unseres Erwachsenenlebens kümmern wir uns vor allem darum, andere zu nähren – im übertragenen wie im wörtlichen Sinn: die Kinder, die Partnerschaft, den Job. In den Wechseljahren verschiebt sich der Fokus. Jetzt geht es mehr um uns selbst: Wie können wir besser für uns sorgen, unseren Körper und Geist besser nähren?

In meinem Leben hat sich viele Jahre alles darum gedreht, dass es anderen Menschen gutgeht, dass ich ihre Erwartungen und Bedürfnisse erfülle. Meine eigenen Bedürfnisse habe ich oft hintangestellt. So oft, dass ich sie ganz aus den Augen verloren haben. Ich wusste irgendwann gar nicht mehr, was ICH will, was MIR guttut, was MEINE Seele stärkt.

In den Wechseljahren lerne ich, mich mehr um mich selbst zu kümmern. Das liegt zum einen an den Rahmenbedingungen, die sich geändert haben: Die Kinder sind erwachsen geworden, sie leben ihr eigenes Leben und brauchen mich nicht mehr. Das tut weh. Es gibt mir aber auch mehr Freiheit: Ich muss mich beim Kochen nicht mehr nach ihren Geschmacksvorlieben richten, die Essenszeiten nicht nach ihren Stundenplänen, meinen Tages- und Nachtrhythmus nicht nach ihrem Taxibedarf. Von der Zeit für diverse, nervenaufreibende Diskussionen ganz zu schweigen (ach, wie vermisse ich sie manchmal). In meinem Fall kam noch eine Scheidung dazu, die mich viel Kraft gekostet und die räumliche Trennung von meinen Kindern abrupt beschleunigt hat. Die mir neben vielen Tränen aber eben auch neue Freiheitsgrade bescherte.

Östrogen

Dass wir in den Wechseljahren allmählich mehr an uns selbst denken, hat jedoch nicht nur mit den äußeren Umständen zu tun – sondern auch mit der Hormonumstellung. Denn das Östrogen, unser wichtigstes Sexualhormon, fördert unter anderem unseren Nestbautrieb, unser Harmoniebedürfnis und die Fürsorge für andere. Biologisch macht das Sinn: Es dient der Fortpflanzung und der Aufzucht des Nachwuchses. Wenn der Östrogenspiegel sinkt, sinkt auch unsere Bereitschaft, uns für andere aufzuopfern. Was nicht heißt, dass wir uns nur noch um uns selbst kümmern – aber wir verlieren unser eigenes Wohlergehen nicht mehr so leicht aus den Augen. Und was andere Menschen über uns denken, interessiert uns immer weniger.

Meinen eigenen Weg zu gehen, unabhängig von der Meinung anderer: Das gehört für mich zu den wichtigsten positiven Veränderungen, die die Wechseljahre mit sich bringen. Ich spüre die Kraft, die davon ausgeht. Was ich (noch) nicht immer spüre, ist die Richtung, in die diese Kraft mich lenken will. Wohin zieht es mich? Was ist in meinem Leben von Bedeutung – und worauf kann oder will ich verzichten?

Das herauszufinden, braucht Zeit. Und genaues In-sich-hineinspüren. Es erfordert die Auseinandersetzung mit Kindheitserfahrungen und alten Glaubenssätzen. Dabei helfen mir Gespräche mit guten Freundinnen, gelegentlich auch mit einer Therapeutin, geführte Meditationen und Bücher. Auch ein Human-Design-Reading mit Bettina hat mir einige Aha-Momente geschenkt. Vor allem aber benötige ich immer wieder viel Me-Time. Zum Nachdenken und Nachfühlen.

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Ich glaube, dass wir uns in der Lebensmitte auch Zeit zum Trauern geben müssen. Für mich war das Scheitern meiner Ehe und – mehr noch – meines Lebensplans von der „heilen“ Familie ein Schock, den ich lange nicht verarbeitet habe. Auch das Flüggewerden der Kinder kann Verlustgefühle verursachen. Wer gerne (noch einmal) ein Kind bekommen hätte, kämpft mit dem Ende der Fruchtbarkeit. Und gelegentlich macht uns auch der Blick in den Spiegel traurig, wenn sich das Älterwerden optisch nicht verleugnen lässt. Ich habe zwar kein Problem damit, dass man mir meine 55 Jahre ansieht – aber jede neue Falte und jeden Altersfleck mit Freude zu begrüßen, gelingt mir doch nicht. Zu sehr erinnern sie an die Vergänglichkeit des Lebens… Von den diversen Zipperlein, die das Älterwerden mit sich bringen kann, ganz zu schweigen. Umso mehr sollten wir jeden Tag feiern, an dem wir noch in den Spiegel schauen können!

Mehr Zeit für Pausen

Ich merke, dass mich heute vieles stresst, was ich früher nebenbei gewuppt habe, sei es beruflich oder privat. Auch da brauche ich mehr Zeit – mehr Zeit für Pausen. Ich versuche, nachsichtig mit mir zu sein, wenn ich nicht so leistungsfähig bin, wie ich das von mir erwarte. Wenn ich wegen Kleinigkeiten ausraste, mir das Denken schwerfällt und ich Wichtiges vergesse. Ich beginne zu akzeptieren, dass Hitzewallungen und Schlafstörungen bis zu einem gewissen Grad im Moment zu meinem Leben dazugehören. All diese unangenehmen Begleiterscheinungen der Hormonumstellung kosten viel Energie. Zu lernen, wo meine Grenzen liegen und sie anderen und mir selbst gegenüber zu wahren: Das ist für mich eine der größten Herausforderungen in Sachen Selbstfürsorge.

Mich mehr um meine Bedürfnisse zu kümmern, heißt für mich auch, besser auf meine Gesundheit zu achten. Mir hochwertige, nährstoffreiche Nahrung zu gönnen – statt den Hunger schnell mit Süßkram oder Junkfood zu stillen. Und regelmäßig Sport zu treiben. Das tut nicht nur kurzfristig gut, sondern ist die wichtigste Grundlage für ein gesundes Älterwerden. Auch wenn es manchmal etwas Überwindung kostet, weil der innere Schweinhund es auf der Couch viel bequemer findet. Bei allem steht für mich das „Ich will“ heute aber viel mehr im Vordergrund als das „Ich muss“: Ich zwinge mich nicht mehr zum Sport oder zu irgendwelchen Diäten, um zweifelhaften Schönheitsidealen hinterherzujagen. Ich möchte mich bewegen und gesund ernähren, weil ich mich dadurch wohler fühle. Etwas tun zu müssen, um den Vorstellungen anderer Menschen zu genügen, gerät immer mehr in den Hintergrund.

Kraftzeit, das Sportprogramm von XbyX

Viele Frauen richten in den Wechseljahren ihr Leben noch einmal neu aus. Lang gehegte, oft schon begrabene Träume kommen wieder an die Oberfläche. Manch eine kündigt einen sicheren, aber ungeliebten Brotjob und findet ihre Verwirklichung in ganz anderen Bereichen. Andere entdecken das Reisen für sich. Oder suchen sich neue Hobbys. Auch die Partnerschaft wird einer kritischen Prüfung unterzogen. Wenn beide zu Veränderungen bereit sind, ist das eine tolle Chance, die Beziehung auf eine neue Basis zu stellen.

Ich bin neugierig, wie meine Reise durch die Lebensmitte weitergeht. In manchen Bereichen gelingt es mir bereits ganz gut, meine Lebensenergie zu „nähren“, in anderen noch nicht. Eine 180-Grad-Kehrtwendung habe ich nicht geplant. Aber ein paar Kurskorrekturen in Richtung mehr Lebensfreude sind sicher noch nötig.

Clara von WECHSELleben.de

Clara Wildenrath von Wechselleben

Fotocredit: Felix Haimerl

P. S. Gefällt dir der Text von Clara und möchtest du sie besser kennenlernen? Hier findest du ihr  einen weiteren Artikel von ihr.

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1 Kommentare

  1. Liebe Clara,

    danke für den Einblick in Dein Leben.
    Ja, mit ü 50 kommen andere Änderungen in unser Leben. Es darf spannend und auch erfreulich sein.

    Liebe Gruß
    Sibille

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