Der April startet heute offiziell mit dem ersten Gastartikel des Monats. Biggi von herzfuehlen.de erzählt in ihrem Brief, wie sie sich mit Mitte fünfzig ganz #wunderbar nochmals neu (er-)findet und welchen Weg sie nun einschlägt.
Ich liebe meinen Job, der noch immer von so vielen belächelt wird, entweder weil sie es nicht einordnen können, ihm einen Bewertungsstempel aufdrücken oder warum auch immer nicht als solchen bezeichnen möchten.
Was ich noch mehr liebe, ist, wie sich das alles einfach so aus dem Bauch heraus entwickelt, so als ob es ein eigener Organismus ist, der, wenn man ihn lässt, sich zu voller Blüte entfaltet.
Denn was sich „nebenher“ durch den Newsletter und dem Aufruf nach Gastautor:innen da auf diealltagsfeierin.de entsteht, bringt mein Herz zum Hüpfen.
Ich übergebe nun an Biggi, diese tolle Frau, die mutig ihr Leben lebt und nochmal eine Neuorientierung wagt:
#wechselhaft #seiwildundfrechundwunderbar
Guten Morgen liebe:r Leser:in und liebe Bettina,
wie fange ich an, einen Gastartikel zu schreiben…das habe ich nämlich noch nie gemacht…so wie ich in der letzten Zeit vieles noch nie gemacht habe und es jetzt trotzdem tue #mutausbruch.
Während ich hier so sitze am frühen Morgen vor meinem noch leeren, weißen Blatt, die Tasse Kaffee duftend vor mir, da fällt mir auf, dass ich seit letztem Jahr im November, als meine Berufswelt so plötzlich und vollkommen unerwartet in Scherben lag, so einiges, das ich vorher noch nie gemacht hatte, einfach mal gemacht habe.
Seit ewigen Zeiten, ich bin jetzt Mitte fünfzig, arbeite ich in der Hotellerie und ich habe immer gesagt, mit Leidenschaft und es ist meine Erfüllung, Menschen in ihren Auszeiten und im Urlaub eine schöne Zeit zu bereiten und für sie da zu sein.
Die unzähligen Überstunden, Arbeiten an Wochenenden, Feiertagen usw. habe ich gerne gemacht. Es war halt immer so normal und richtig für mich, ich habe das nie hinterfragt. Immer ein fleißiges Bienchen, alles gewuppt, nebenher noch Familie und Haushalt, war so, hat doch funktioniert. Heute sehe ich sehr wohl, was ich dem Berufsleben alles untergeordnet und mich selbst dabei wohl sehr oft hintenangestellt habe.
Wahrscheinlich hätte ich noch sehr viel länger so weiter gemacht, hätte meine immer öfter wiederkehrenden Rückenschmerzen auf das zunehmende Alter geschoben und mich nicht weiter um mich gekümmert, wenn nicht das große C. in unser aller Leben getreten wäre. Mit besonders großen Einschränkungen und Umwälzungen auch gerade in der Hotellerie.
Dann kam die coronabedingte Kündigung
Ende November kam die Kündigung und von heute auf morgen saß ich zuhause. Auf mich selbst reduziert. Ich bin erst einmal zuhause in hektische Betriebsamkeit verfallen. Aber irgendwann ist auch das letzte Fenster geputzt und der letzte Schrank aufgeräumt. Es gab einfach nichts mehr zu tun und ich konnte nicht mehr weglaufen, nichts mehr mit Terminen und festen Strukturen.
Ich hatte Zeit, unendlich viel Zeit…für mich, für meine Gedanken und endlich mal nur das tun, was mir Freude bereitet. Etwas, was ich mir so lange gewünscht hatte. Nur…ich wusste damit überhaupt nichts anzufangen, was bereitet mir denn überhaupt Freude? Was mache ich gerne? Wofür brenne ich? Wenn ich ehrlich bin, wusste ich auf keine der Fragen eine Antwort und in der Zeit haben die Rückenschmerzen voll zugeschlagen und ich war fast eine Woche richtiggehend zur Bewegungslosigkeit verdammt. Es war, als läge ein großer, quadratischer Stein quer in meinem unteren Rückenbereich und blockierte alles. Nur auf der Couch liegen und in Selbstmitleid baden, nachdenken und schreiben war noch möglich.
Lange hat es gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich einfach Angst hatte, Angst vor der Zukunft, keine Arbeit mehr zu finden, kein Geld mehr zu verdienen, nicht mehr gebraucht und nicht gesehen zu werden.
Ich war wie blockiert, paralysiert, das Kaninchen vor der Schlange ist hier ein gutes Bild.
Viele Gespräche – Herzfühlen
In dieser Zeit hatte ich viele Gespräche mit meiner Familie und Freunden, viele schlaflose Nächte und Stück für Stück eine Erkenntnis, was ich nicht mehr wollte in Zukunft.
Es wurde mir nur langsam bewusst, welch große Chance mir das Universum geboten hatte und ich mit beiden Händen nur zugreifen musste und ins TUN kommen durfte.
Als ich zum ersten Mal meinen Traum von einer kleinen Räucherwerk Manufaktur und der damit verbundenen Reduzierung der Arbeitszeit erzählte, sind erst einmal alle um mich herum verstummt. Ich habe fast körperlich gespürt, wie mir nicht gerade viel Verständnis entgegen schwappte. Ich, die jahrzehntelang nur für die Arbeit gelebt hatte, will alles aufgeben, eine Kehrtwendung hinlegen und das Mitte Fünfzig??
Wofür? Für einen Traum??
Doch, vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben, lasse ich mich nicht entmutigen. Ich nehme ernst, was ich in mir fühle und immer klarere Formen annimmt. Setze mich selbst an die erste Stelle. Spüre die Sehnsucht, etwas zu erschaffen, mit meinen geliebten Pflanzenwesen zu arbeiten, durch das Räucherwerk ein Wohlbefinden zwischen Herz, Körper, Seele und Gefühlen herzustellen.
Ich weiß, dass ich für diesen unerschlossenen Weg einen langen Atem brauche.
Aber ich nehme dieses Mal meine Sehnsucht und meinen Traum ernst, ich will mein Potential entfalten, ich will es versuchen, wie auch immer es ausgehen wird.
Und ja, es gibt kleine und große Schritte, Zweifel, verzagte Momente, Tränen, aber auch…und das überwiegt, #mutausbrüche, Unterstützer, neue Weggefährten, Sternstunden und das überwältigende Gefühl von #vielleichter2021.
Mein neuer Online-Shop
Jetzt, nachdem mein Online Shop als Teil von herzfuehlen.de fertig gestellt ist, ich einen Teilzeitjob gefunden habe, in dem ich mich sehr wohlfühle, frage ich mich manchmal, warum ich für meinen Traum so lange gebraucht habe…
Und manchmal ist eine Krise nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Wunderschönem. Ich zumindest habe gespürt, was ich alles kann und darf und dass das Leben mit Mitte Fünfzig noch jede Menge Überraschungen bereithält.
Liebe Biggi, ich danke dir für deinen authentischen und so positiven Artikel und freue mich sehr, dass du mich und wir uns so gefunden haben. Ich hoffe deine Worte vermitteln auch allen Leser:innen, das, was ich beim Lesen gespürt habe: Lebensfreude, Zuversicht und natürlich auch die Herausforderung das Ungewisse auszuhalten und weiter auf das eigene Herz zu hören.
Biggi und ich wünschen dir nun eine schöne Wochenmitte.
Liebe Grüße
P. S.: Möchtest du auch gerne bei mir zu Gast auf diealltagsfeierin.de sein. Schreibe mir gerne deine Artikelidee.
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Liebe Bettina, liebe Biggi,
ich glaube manchmal, dass es ein ‚Generationending‘ ist, dass einige Träume verschüttet waren oder schlicht unmöglich schienen.
Ich bin der Meinung, dass an diesem eigentlich platten Spruch: Everything happens for a reason durchaus oft etwas dran ist.
Ich freue mich mit dir, liebe Biggi, dass du es gewagt hast und wünsche dir Erfüllung, Spaß und.. auch Erfolg. Das Wichtigste ist jedoch, dass du gesehen hast, wozu du und dein Herz in der Lage sind- das ist der eigentliche Erfolg. Der Rest wird kommen.
Alles Liebe und Dank fürs Teilen deiner Geschichte
Nicole
Moin, eigentlich wollte ich schon längst in meinem Zimmer am Schreibtisch sitzen und in meine Welt der Farben versinken …. ausmalen mein Yoga ! Aber dein Artikel hat mich festgehalten ich musste erstmal lesen …. konnte es dir so nachfüllen und gratuliere dir zu deiner guten Entscheidung…
danke für deinen Beitrag
Liebe Biggi, liebe Bettina,
Danke für diesen tollen Artikel, der soviel Mut macht und ansteckt. Wir haben es in der Hand, wie wir Dinge bewerten…. und was wir daraus wachsen lassen.
Ganz liebe Grüße und eine wundervolle Wochenmitte
Christina