Veränderungen im Jahres- und im Lebenslauf – Gedanken von Sonja

Sonja Wolf von wolf.social.media

Januar. Ein neues Jahr. Mit jedem Start in ein neues Jahr verbinden sich viele Hoffnungen und Wünsche. Das war schon immer so, wenn man an die alljährlichen Neujahrsvorsätze denkt, in denen immer der Wunsch nach Veränderung mitschwingt. Dazu gehört auch der Jahreswechsel mit Silvester. Hier in Deutschland lassen wir das alte Jahr in der Regel mit Feuerwerk hinter uns. Nicht so das Jahr 2020, denn das war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr.

So, genug der Einleitung… Ich bin Sonja und darf über meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema „Loslassen & Veränderungen“ als Gast hier bei Bettina auf dem Blog für Euch schreiben. Ich befinde mich „in der Mitte des Lebens“ – oder vielleicht bin ich mit 50 Jahren auch schon über die Mitte hinaus? Meine zwei erwachsene Kinder sind inzwischen ausgezogen. Mit meinem Mann und unserem Whippet lebe ich auf der schönen Ostalb. In den vergangenen Jahren habe ich mehrfach den Prozess des Loslassens in sehr unterschiedlichen Bereichen er- und durchlebt.

Fotocredit: Daniel Bußmann

Das Leben ist Veränderung… diesen Spruch hat wohl jede*r von uns schon mal gehört oder auch benutzt. Und er enthält viel Wahrheit, auch wenn wir es manchmal nicht wahr haben möchten und lieber an altbekannten Dingen und Situationen festhalten wollen… weil sie doch so schön sind.

Die Kinder verlassen das Haus

Im Sommer 2016 hat mein Sohn sein Abitur gemacht und ist anschließend nach Kiel gezogen, um dort seinen Bundesfreiwilligendienst anzutreten. Da hieß es das Nötigste für ein Jahr zusammenzupacken und ihn ziehen zu lassen. Er war zwar noch in Deutschland, aber 725 km Autobahn sind eine Entfernung, die man mal nicht so nebenbei fährt. Dieser Abschied ist mir leichtgefallen. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem Sohn und ich war der Meinung, dass er den richtigen Weg geht. Da stand ich also fröhlich winkend vor dem Haus als er auszog. Nun lebte „nur noch“ unsere Tochter bei uns. Jetzt war sie Einzelkind.

Fotocredit: Sonja Wolf

Zwei Jahre später hat auch unsere Tochter ihr Abitur bestanden und wie sollte es anders sein… auch sie packte ihre Sachen. Allerdings ging es für sie für ein Jahr als Freiwillige mit dem Weltwärts-Programm nach Ecuador, um die eigenen Spanischkenntnisse zu vertiefen. Es war klar, dass sie in diesen 12 Monaten nicht für die Ferien oder Feiertage nach Hause kommen würde.

Die Kinder ziehen lassen, auch wenn es weit weg ist

Dazu kommt eine Zeitverschiebung von 6 Stunden bzw. eine Entfernung 10.000 km Luftlinie. Die Vorbereitungen waren umfangreicher (Visum, diverse Impfungen u.a. gegen Tollwut und Gelbfieber) und dann kam der Tag als mein Mann sie nachts um 3:00 Uhr zum Flughafen Frankfurt fuhr. Wieder stand ich winkend am Straßenrand. Diesmal fiel es mir für ungefähr eine Minute ein kleines bisschen schwer, sie gehen zu lassen… dann bin ich zurück in mein Bett und habe weitergeschlafen.

Ich war vollkommen überzeugt, dass sie das Richtige macht und viel selbstständiger und selbstbewusster zurückkommen wird. Die Betreuung durch Weltwärts war gut organisiert, so dass ich immer ein gutes Gefühl hatte. Unsere Tochter lebte dann in den Anden in der Stadt Ambato. Sie reiste viel mit den Überlandbussen durch Ecuador und hat sehr viel zusammen mit den anderen Freiwilligen erlebt. Am Ende sahen wir uns nach 11 Monaten wieder, weil wir zu ihr nach Ecuador reisten (Fotos auf meinem Blog sonja-fotografiert.de)

Kaum zurück, schon wieder weg…

Ein wichtiger Aspekt für diesen Weg meiner Kinder ist sicherlich, dass ich selbst nach dem Abitur als Au-Pair in Minneapolis (USA) war. Damals (1989/90) gab es nur Telefon, Telefax und Luftpost als Verbindung zu meinen Eltern und Freunden. Smartphones mit diesen vielen tollen Kommunikationsapps, die wir heute so selbstverständlich benutzen, konnte man sich nicht vorstellen, das Internet wie wir es seit gut 20 Jahren kennen, gab es noch nicht. Ich habe meinen eigenen Auslandsaufenthalt als sehr wertvolle Zeit erfahren und immer wieder davon erzählt.

Fotocredit: Sonja Wolf

Beide Kinder sind nach ihren Freiwilligendiensten nur kurz nach Hause gekommen, um dann für das Studium Richtung Bremen und Niedersachsen zu ziehen. Wieder sind viele Kilometer zwischen uns, aber ich finde es toll. Ich genieße den veränderten Tagesablauf, mich nur mit meinem Mann abstimmen zu dürfen. Und mit den modernen Medien, ist man oft beiläufig in Kontakt, z.B. via Instagram-Story, einem Bild in der WhatApp-Familiengruppe oder einen Snap per Snapchat. Ausführliche Telefonate finden alle zwei bis drei Wochen statt, ansonsten lebt jeder seinen Alltag.

Den bekannten Job aufgeben

Eine andere Veränderung trat vor zwei Jahren ein. Nach knapp 16 Jahren im gleichen Unternehmen, habe ich auf eigenen Wunsch meinen Teilzeitjob an den Nagel gehängt. Ich war über die vorherigen zwei Jahre zunehmend unzufrieden mit meiner Arbeitssituation gewesen und ich sah keine Besserungen am Horizont.

Die endgültige Entscheidung fiel innerhalb weniger Stunden. Ich hätte 6 Wochen später frei sein können, aber dann habe ich noch viereinhalb Monate meine Arbeit zuverlässig weiter erledigt. Ich kann da nicht raus aus meiner Haut… So habe ich auch dieses Kapitel zu einem ordentlichen Abschluss gebracht und ich kann noch heute zu meinen Ex-Kolleg*innen auf Besuch gehen und auch mit der Ex-Chefin plaudern.

Ein Neuanfang

Allerdings wusste ich gar nicht, was ich im Anschluss machen möchte. Ich hatte den maßgeschneiderten Job aufgegeben. Glücklicherweise konnte ich mir ein Sabbatical einrichten und ganz zur Ruhe kommen. Nach einigen Wochen und einiger Recherche hatte ich einige Fortbildungen in der engeren Wahl.

Ich habe mich dann für die Ausbildung zur Social Media Managerin entschieden. Da es sich hierbei um keine geschützte Berufsbezeichnung handelt, gibt es jede Menge unterschiedlicher Angebote – und zwar in Hinsicht auf den Preis und den zeitlichen Aufwand. Ich wollte richtig was lernen, aber kein Bachelor-Studium machen. Wir wohnen sehr ländlich und ich wollte so wenig Wegzeit wie möglich.

So entschied ich mich für den ILS-Fernlehrgang Social Media Manager*in, bei dem ich Zuhause im Selbststudium lernen konnte. Eines der Kinderzimmer wurde zu meinem Büro umgewandelt, so dass ich dort jeden Tag 3-4 Stunden lernen konnte. Es hat mir sehr gutgetan, wieder Zeit in meine eigene Ausbildung zu investieren. Durch den Lehrgang war ich auch gezwungen Themen zu bearbeiten, um die ich freiwillig einen Bogen gemacht hätte (z.B. rechtliche Grundlagen).

Seit Mitte Oktober 2020 habe ich mein Abschluss-Zertifikat. Während ich lernte, wurde mir klar, dass ich nicht mehr als Angestellte arbeiten möchte. Mit meiner Social Media Beratung WOLF Social Media  möchte ich Selbständigen helfen, ihren Social Media Auftritt auf Instagram und Facebook nachhaltig aufzubauen. Oft entsteht der Eindruck, dass Social Media nebenbei funktioniert. Und dann kommt der berufliche Alltag und es fehlt die Ruhe, die nächsten Posts zu planen. Und hier möchte ich unterstützen. So wird sich jetzt im Jahr 2021 zeigen, wie ich das mit dem Geldverdienen hinbekomme. Aber ich bin zuversichtlich – und mein Mann glücklicherweise auch. Es wird ein spannendes Jahr werden.

Eine Veränderung bringt die nächste mit sich

Und dann gibt es noch die äußeren Veränderungen. Einige davon möchten wir ja nicht so gerne wahrhaben und die Kosmetikbranche tut ihr Übrigens dazu, dass wir immer jung wie Mitte Zwanzig aussehen möchten. Jede Falte wird beäugt und gecremt, jedes graue Haar gefärbt. Die Falten meinten es gut mit mir und kamen erst mit Mitte Vierzig, aber graue Haare hatte ich bereits mit Anfang Zwanzig. Und es wurden – oh Wunder – immer mehr. Also lief ich alle vier bis fünf Wochen zu meiner Friseurin und der lästige Ansatz wurde neu gefärbt.Die Termine machte ich zwei bis drei Monate im Voraus, immer unter Berücksichtigung von Familienfesten und Urlauben. Also Terminen, bei denen ich auf jeden Fall hübsch aussehen wollte.

#nodye

Mitte Oktober 2019 hatte ich meinen monatlichen Haarfärbetermin und beim Mittagessen habe ich verkündet, dass ich jetzt keine Lust mehr darauf habe. Mein lieber Mann hat es gelassen genommen. Meine Friseurin hat mich auf diesem Weg begleitet und gut beraten. Zweimal wurden helle und dunkle Strähnchen gefärbt, so dass ein weicher Übergang zu meiner natürlichen Haarfarbe entstanden ist. Und das ist wirklich eine Veränderung.

Für mich ist es sehr befreiend. Mit grauen Haaren wird alt assoziiert. Und mit einem herausgewachsenen Haaransatz geht der Gedanke: „Ungepflegt. Die könnte auch mal wieder zum Friseur gehen.“, Hand-in-Hand. Ich habe einige Leute erwischt, wie sie meinen Kopf musterten. Da ich mit 1,84 m sehr groß bin, merke ich, wenn mir jemand unauffällig-neugierig auf den Kopf schauen möchte.

Fotocredit: Jörg Sack

Nun, nach ca. 15 Monaten ohne nachfärben (#nodye), stellt sich heraus: nur die vorderen zwei bis drei Zentimeter sind richtig Silber. Die restlichen Haare sind noch recht dunkel mit einigen silbernen Haaren durchsetzt. Zu meiner Motivation schaue ich mir auf Instagram immer wieder Fotos von anderen Frauen unter dem Hashtag #gombre an, die diesen Weg der persönlichen Veränderung auch gehen bzw. bereits gemeistert haben.

Neue Aufgaben im Ehrenamt

Ja, was kann man noch so verändern? Ich wohne seit Anfang 2001 in diesem Dorf und bin seither Mitglied im örtlichen Sportverein. Allerdings früher mehr für die Kinder und anschließend viele Jahre als passives Mitglied. Und dann bin ich innerhalb von neun Monaten vom passiven Mitglied über den Posten der Pressebeauftragten zur Vorständin für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen aufgestiegen.

Die ehrenamtliche Arbeit jetzt in der Coronazeit mit den sich immer wieder veränderten Regeln für den Sportbetrieb, war ein Sprung ins kalte Wasser. Und nach knapp 20 Jahren hier im Dorf, lerne ich ganz neue Menschen kennen. Das kann doch nur von Vorteil sein, finde ich. Aber wenn ich etwas mache, dann richtig. So steht jetzt auch noch die Weiterbildung zur lizensierten Vereinsmanagerin auf meinem Plan für 2021 und 2022. Hätte mir das jemand vor einem Jahr erzählt, ich hätte es nicht geglaubt.

Welche Veränderungen bringt die Zukunft?

Und dann gibt es auch mögliche Veränderungen in der Zukunft, die mir durch den Kopf schwirren. Wir haben ein Haus für unsere Familie gebaut. Es ist wunderbar einen Garten zu haben und Platz für jedes Familienmitglied. Jetzt bewohnen wir das Haus zu zweit mit Hund. Die Kinderzimmer werden neu genutzt und wir breiten uns in allen Räumen aus. Da wir den Platz haben, heben wir mehr auf. In meinem Hinterkopf ist der Gedanke, dass wir es rechtzeitig (was immer das heißen mag) schaffen, in eine altersgerechte Wohnung umzuziehen.

Mein Wunsch ist es, meinen Kruscht selbst auszusortieren. Ich möchte auf keinen Fall, dass wir hier holterdiepolter im Alter ausziehen und unsere Kinder das Haus auflösen müssen. Meine Eltern können mir da als Vorbild dienen. Mein Elternhaus gehört seit wenigen Wochen einer jungen Familie und der Umbau hat begonnen. Ich zolle meinen Eltern sehr großen Respekt für diese Entscheidung. Sie haben ein Jahr lang nach einer geeigneten Wohnung für sich gesucht und ihren Hausstand selbst verkleinert. Vor Weihnachten war der Umzug in eine altersgerechte Wohnung.

Keine Angst vor Veränderungen

Das Jahr 2020 hat uns allen gezeigt, dass ein Virus uns zwingen kann, Traditionen zu überdenken. In manchen Aspekten ist das schade, gegebenenfalls auch schmerzhaft. Und doch liegt die Chance darin, das eine oder andere anders zu machen. Wenn es dann nicht so gut war, kann man wieder zu den Traditionen zurückkehren oder eine weitere Variante ausprobieren. Ein paar Veränderungen tun mir gut.

Manches musste ich bewusst loslassen, anderes bemerke ich erst im Rückblick. Ich habe keine Angst vor Veränderungen in meinem Leben, denn in ihnen stecken Chancen. Und sehr viele Bereiche meines Lebens sind seit Jahren konstant geblieben. Familie und Freunde begleiten mich auf meinem Weg. Und bei meinem Hobby, der Fotografie, kann ich abschalten. Im virtuellen Austausch mit meinen Freunden vom WeeklyPic-Fotoprojekt lerne ich dazu und entwickle mich weiter.

Fotocredit: Jochen Soernsen

In diesem Sinne habe ich mein Motto für 2021 auf einer Tasse gefunden: Einfach machen. Es könnte ja gut werden.
Oder: If live shuts a door, open it again. It’s a door. That’s how they work.

In diesem Sinne, liebe Grüße

Sonja

P. S.: Liebe Sonja, vielen lieben Dank für diesen schönen Artikel und deine Sicht auf das Thema Loslassen, hab ganz viel Erfolg und Freude bei deinen nächsten Schritten in deine neue berufliche Zukunft.

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6 Kommentare

  1. Claudia Georgina Breu

    Liebe Sonja,

    es ist lange her, dass wir miteinander im Schulchor gesungen haben und „The Groover“ toll fanden! 🙂

    Es ist so schön, solche positiven Gedanken zu lesen und das von einer Person, die man „kennt“, oder mit der man gemeinsame Punkte in der Vergangenheit hat.

    Viel Glück bei Deinen neuen Projekten, bleib gesund!

    Liebe Grüße

    Claudia „Gio“

    • Liebe Claudia,
      ja, lange ist es her. Aber zum Glück gibt es Social Media, so haben wir uns wieder gefunden 🙂

      Dir auch alles Gute!
      Liebe Grüße, Sonja

  2. Liebe Bettina, liebe Sonja,
    ich habe nur gedacht: Wow! So viele Parallelen, so geniale Ansichten (viele auch identisch). Sonja, ich könnte jetzt lang schreiben, aber ich sage nur: Glückwunsch zu deiner Art, dieses wunderbare Leben zu verstehen, zu nehmen und zu leben.
    Ich bin entzückt und wünsche dir viel Erfolg beim ‚Geldverdienen‘, Loslassen und Festhalten.
    Alles Liebe,
    Nicole

    • Liebe Nicole,
      es freut mich wirklich, dass dir der Artikel gefallen hat. Es war das erste Mal, dass ich diese Gelegenheit hatte. Und für weiteren Austausch sind meine Kontaktmöglichkeiten auf meine Social Media Kanälen zu finden 😉

      Liebe Grüße, Sonja

  3. Liebe Bettina,

    vielen Dank für den schönen Artikel, der mich auf meiner Straßenbahnfahrt zur Arbeit begleitet hat.

    Liebe Sonja,

    ich konnte ganz viele Parallelen im Deinem Lebenslauf zu meinem entdecken. Und saßgerade ständig nickend in der Bahn. Wie schön, dass Du Deine nächste Fortbildung schon gefunden hast. Ich bin noch auf der Suche. Alles Gute!

    Liebe Grüße von Katrin

    • Liebe Katrin,

      ja, sicherlich geht es noch einigen Frauen in meinem Alter so ähnlich… aber nicht jede spricht so offen darüber. Manchmal werde ich auch schräg angeschaut, weil ich meine Kinder so gut gehen lassen kann. Ich teile meine Erfahrungen gerne. Wenn ich damit eine andere Frau bestärken kann, dann freut mich das.

      Liebe Grüße, Sonja

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